Die US-Ratingagentur Fitch hat den Vereinigten Staaten überraschend die Spitzenbonität entzogen und damit heftige Reaktionen in Washington ausgelöst. Die Note für die Kreditwürdigkeit werde angesichts der steigenden öffentlichen Defizite und dem wiederkehrenden Streit um eine Anhebung der Schuldenobergrenze um eine Stufe von "AAA" auf AA+" gesenkt.
Die Agentur begründete die Abstufung mit der zu erwartenden fiskalischen Verschlechterung in den kommenden drei Jahren. Zudem sei die Verschuldung hoch und sie steige. Fitch kritisierte auch die Auseinandersetzungen der letzten 20 Jahre zwischen Regierung und Kongress in Zusammenhang mit der Schuldengrenze des Landes.
Trotzdem werden Investitionen in US-Staatsanleihen damit immer noch als sichere Anlage bewertet, mit einem so gut wie vernachlässigbaren Ausfallrisiko. Allerdings könnte es künftig für die Regierung teurer werden, am Finanzmarkt neue Schulden aufzunehmen.
"Ein willkürlicher Schritt"
US-Finanzministerin Janet Yellen bezeichnete die Abstufung in einer ersten Reaktion als "willkürlich". "Ich stimme mit der Entscheidung von Fitch Ratings absolut nicht überein", sagt die Demokratin. "Die Arbeitslosenquote liegt nahe einem historischen Tiefstand, die Inflation ist seit vergangenem Sommer deutlich zurückgegangen und die Konjunkturdaten von voriger Woche zeigen, dass die US-Wirtschaft wächst."
Der Wahlkampf-Sprecher von Präsident Joe Biden, Kevin Munoz, macht dessen Vorgänger Donald Trump verantwortlich. "Diese Herabstufung ist eine direkte Folge einer extremen Agenda der Republikaner, die von Chaos, Gefühllosigkeit und Rücksichtslosigkeit geprägt ist und die die Amerikaner weiterhin ablehnen", sagt Munoz. Trump habe die Republikaner im Kongress angestachelt, beim Streit um die Schuldenobergrenze auf eine Zahlungsunfähigkeit hinzuarbeiten.
Die Herabstufung ließ Anleger rund um den Globus vorsichtiger werden. An der japanischen Börse in Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index. In China lag die Börse Shanghai 1,1 Prozent im Minus. Der Dollar geriet leicht unter Druck, der Eurokurs näherte sich wieder der Marke von 1,10 US-Dollar.
S&P hat die Topbewertung bereits 2011 entzogen
Fitch ist bereits die zweite führende Ratingagentur, die den USA die Spitzennote entzogen hat. Standard & Poor's stufte die Bonität schon 2011 herab auf "AA+". Auch damals wurde auf die zunehmende politische Polarisierung im Land verwiesen, die eine solide Haushaltsführung erschwere.