Die türkische Bankenaufsicht schränkt die Nutzung von Kreditkarten für Auslandsreisen ein. Ratenzahlungen für die Buchung von Flügen und Unterkünften etwa sollen nicht mehr möglich sein. Die Maßnahme ziele auf die Stärkung der Finanzstabilität ab, begründete die Behörde ihren Schritt.
Offenbar sollen damit die Abflüsse von Devisen ins Ausland verringert werden. Gelingt dies, könnte der Kurs der Landeswährung Lira stabilisiert werden, der seit Ende 2021 die Hälfte seines Wertes zum Dollar verloren hat.
Scharfe Kritik der Reisebranche
Reiseveranstalter kritisierten die Maßnahme scharf. "Fast alle meine Kunden haben in Raten gezahlt", sagte Cem Polatoglu, Sprecher einer Vereinigung von Reiseveranstaltern. Eine durchschnittliche Reise für zwei Personen koste rund 50.000 Lira (1700 Euro). "Die Zahl der Menschen, die diesen Betrag auf einmal bezahlen können, ist sehr gering", sagte Polatoglu. Hinter der neuen Regel stecke, "dass die Bürger nicht ins Ausland gehen und ausländische Währung ausgeben sollen".
Polatoglu prognostiziert einen drastischen Rückgang der Zahl der Auslandsreisen. Dabei sind die Ausgaben türkischer Staatsbürger im Ausland in der ersten Jahreshälfte sprunghaft auf 2,9 Milliarden Euro gestiegen – ein Plus von 84 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Chronisch hohe Inflation
Die neue Verfügung wirkte sich auch auf die Aktienkurse der Fluggesellschaften aus. Die Papiere von Turkish Airlines fielen am Dienstag um 1,3 Prozent, die der Fluggesellschaft Pegasus sogar um 2,3 Prozent. Der Istanbuler Leitindex BIST 100 gab dagegen nur um 0,4 Prozent nach.
Die türkischen Behörden haben in den vergangenen Monaten zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die chronisch hohe Inflation einzudämmen. So hat die Zentralbank ihren Leitzins innerhalb von zwei Monaten von 8,5 auf 17,5 Prozent angehoben. Sie hat zugleich ihre Bereitschaft erklärt, die Zinsen weiter in die Höhe zu schrauben.