"Zweifellos, das ist schon ein Dämpfer, aber vor dem Hintergrund der schwachen Konjunktur und der hohen Teuerung nicht anders möglich" – Karl-Heinz Snobe musste seine Arbeitsmarktprognose für das Gesamtjahr revidieren. Der steirische AMS-Chef war zu Jahresbeginn davon ausgegangen, dass es 2023 um rund 1700 bis 2000 Arbeitslose mehr geben wird als im Jahr davor. "Die Lage hat sich aber stärker eingetrübt als erwartet, mittlerweile müssen wir von 3000 oder eher 4000 zusätzlichen Arbeitslosen in der Steiermark ausgehen", sagt Snobe. Mit dann rund 34.000 Arbeitslosen würde die Steiermark in etwa auf dem Niveau von 2019 liegen.

Gemeinsam mit seiner Neo-Stellvertreterin Yvonne Popper-Pieber hat er soeben die Juli-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Dabei setzte sich die – seit März zu beobachtende – Aufwärtsbewegung bei der Arbeitslosigkeit fort. 29.473 Personen waren mit Stand Ende Juli beim AMS Steiermark als arbeitslos vorgemerkt. Im Vergleich zum "sehr niedrigen Wert des Ausnahmejahres 2022 ist das ein Zuwachs von 2431 Personen oder 9,0 Prozent", so Snobe. Zählt man noch die 6692 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Schulungen hinzu, sind derzeit 36.165 Steirerinnen und Steirer ohne Job (ein Plus von 2385 Personen oder 7,1 Prozent im Vergleich zum Juli 2022). Eine Besserung, so Snobe, sei vorerst nicht in Sicht.

Karl-Heinz Snobe und Yvonne Popper-Pieber
Karl-Heinz Snobe und Yvonne Popper-Pieber © (c) chris zenz

"Ein stetiger, aber kein sprunghafter Anstieg"

Angesichts der sehr dürftigen gesamtwirtschaftlichen Wachstumsdaten, knapp über der Nulllinie, erweise sich der Arbeitsmarkt jedoch weiterhin als relativ robust. "Noch vor ein paar Jahren hätten wir wahrscheinlich ein Katastrophengeschrei gehabt." Nicht zuletzt aufgrund der Demografie sei aber trotz düsterer Konjunkturkulisse die Fachkräftenachfrage nach wie vor vorhanden. "Die Arbeitslosigkeit steigt stetig an, aber eben nicht sprunghaft."

Untrügerische Frühindikatoren würden aber auch zeigen, dass es im Herbst wohl noch einmal zu einer Verschärfung, insbesondere in der Produktion und in der Bauwirtschaft kommen dürfte. So sinke die Zahl der offenen Stellen kräftig, im Juli steiermarkweit um 25,1 Prozent auf 15.334, die Arbeitslosigkeit bei Jungen unter 25 Jahren sowie bei Menschen ausländischer Herkunft lege jeweils zweistellig zu. Er gehe aber "nicht von Massenkündigungen aus", sagt Snobe.

Die Betriebe seien weiterhin vorsichtig, niemand möchte Personal verlieren, wenn es dann womöglich wenige Monate später konjunkturell wieder bergauf geht. "Doch wenn die Erholung länger auf sich warten lässt, danach sieht es derzeit aus, und dadurch die Auslastung in Betrieben sinkt, dann wird in Form von Personalreduktionen gehandelt."

Was bringt die neue Kurzarbeitsrichtlinie?

Zuletzt sei die Nachfrage nach temporären Aussetzungsverträgen sowie Kurzarbeit wieder gestiegen. Derzeit gebe es keine Kurzarbeitsanträge in der Steiermark, aber die mit 1. Oktober angekündigte neue Kurzarbeitsrichtlinie könnte das ändern. Details stünden zwar noch aus, klar sei aber, dass Kurzarbeit im Vergleich zum Coronamodell für Unternehmen teurer wird, sagt Snobe. Trotz dieser teils markanten Eintrübungen gibt's auch zarte Lichtblicke: Die geschätzte Zahl der unselbstständig Beschäftigten legte abermals leicht zu: um rund 0,3 Prozent auf den Rekordwert von 554.000 Personen.

Österreichweit gab's im Juli um 14.000 Arbeitslose mehr als noch vor einem Jahr. Erstmals wurde bundesweit die Marke von vier Millionen Erwerbstätigen durchbrochen.