Der Einzelhandel leidet nach wie vor unter einem schwachen privaten Konsum. Die Nachfrage blieb seit Jahresbeginn unter dem Vorjahresniveau. Nominell verzeichnete der Handel zwar ein Wachstum, aber inflationsbereinigt erzielte die Branche seit September vergangenen Jahres kein Wachstum mehr, geht aus dem aktuellen "Konjunkturreport Einzelhandel" des Wifo im Auftrag des Handelsverbandes hervor.
Und zuletzt hat sich die Stimmung im Einzelhandel wieder verschlechtert. Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen lag im Juni mit minus 10,8 Punkten wieder deutlicher im roten Bereich. Die Konsumstimmung hat sich zwar zuletzt leicht gebessert, ist aber nach wie vor deutlich im negativen Bereich.
Vor allem der Elektro- und Möbelhandel unter Verlierern
Die Preissteigerungen – vor allem bei den Wohnkosten sowie bei Restaurants und Hotels – belasten den privaten Konsum, wobei davon vor allem der Non-Food-Bereich betroffen ist. Zu den Verlierern zählten vor allem der Elektro- und der Möbelhandel. Aber auch der Versand- und der Internethandel verlieren an Umsatz. Diese Branchen verzeichneten in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres nicht nur reale, sondern auch nominelle Umsatzrückgänge. Und in den Monaten April und Mai bekam die gesamte Branche die schwache Umsatzentwicklung zu spüren.
Nach einem schwächeren zweiten Halbjahr 2022 ist auch heuer im zweiten Quartal, das BIP gegenüber den ersten drei Monaten gesunken, ist dem Branchenreport zu entnehmen. Erst gegen Jahresende sei laut Wifo mit einer Besserung zu rechnen. Die Inflationsrate ist bisher von elf Prozent zu Jahresbeginn auf sieben Prozent im Juli zurückgegangen.
Das Wifo erwartet, dass heuer mit 0,9 Prozent nur geringe Wachstumsimpulse vom privaten Konsum ausgehen werden, nächstes Jahr sollte die Konsumnachfrage mit 1,8 Prozent deutlicher steigen. "Der Tiefpunkt im Konsumentenvertrauen wurde schon im September 2022 erreicht, seither steigt die Konsumstimmung wieder schrittweise. Vor allem die Erwartung an die allgemeine wirtschaftliche Lage in den kommenden zwölf Monaten hat sich deutlich verbessert", merkte Studienautor Jürgen Bierbaumer, Senior Economist des Wifo, dazu an.
14.700 offene Stellen
Der Konjunkturreport zeige jedenfalls, dass sich der Handel nicht an der Teuerung bereichere, sagte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. "Im Gegenteil, die inflationsbereinigten Umsätze im Einzelhandel sind nun bereits den neunten Monat in Folge zurückgegangen – und das bei anhaltend hohen Kosten. Unsere Branche agiert damit auch weiterhin inflationsdämpfend im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten und rauft damit ums wirtschaftliche Durchkommen", kommentierte Will laut der Aussendung des Handelsverbandes.
Ungeachtet der schwachen Konjunktur im Einzelhandel sucht die Branche nach Fachkräften: So können laut dem Report 14.700 offene Stellen nicht zeitnah besetzt werden, nach 13.800 im ersten Quartal.