Donnerstagabend war Karl Dürtscher, der stellvertretende Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft GPA, bei Marie-Claire Zimmermann in der ZIB 2 zu Gast. Er nahm zu den nahenden Herbstlohnverhandlungen Stellung: "Wir schauen, dass wir das bekommen, was die Betriebe schon erwirtschaftet haben - wir wollen den Anteil der Mitarbeiter." Schließlich hätten viele Unternehmen im abgelaufenen Jahr Rekordergebnisse erzielt, "die Aktionäre haben ihren Anteil schon bekommen, die Beschäftigten warten noch." Der Weltwirtschaft und vielen Unternehmen gehe es sehr gut, diagnostizierte Dürtscher entgegen anderslautenden Feststellungen.
"Nur Prognosen für die Zukunft"
Er gehe davon aus, dass die "schlechten Zahlen", die in dieser Woche etwa die Industriellenvereinigung zur Lage der Industrie veröffentlichte - Stichwort: "Tal der Tränen -, "Prognosen für die Zukunft" seien. Zum wiederholt geäußerten Vorschlag einer Einmalprämie, meint Dürtscher: "Die Teuerungsprämie kommt nur einmal, die Inflation aber bleibt." Nachsatz: "Die Einmalzahlung ist weg, ohne Nachhaltigkeit, sie ist nur der Schnittlauch aufs Brot, aber nicht die Butter und nicht das Brot."
Von der Idee, Lohnabschlüssen etwa über zwei Jahre abzuschließen, wie es Wirtschaftsforscher und die Industriellenvereinigung ins Spiel brachten, hält Dürtscher nichts: "Wir haben so volatile Zeiten. Die Inflationsprognosen werden jeden Monat über den Haufen geworfen." In solchen Zeiten dürften Arbeitnehmer nicht die einzigen sein, die längere Abschlüsse machen. "Hier versucht man uns Sand in die Augen zu streuen, wir erkennen das", sagt Dürtscher.
Die rollierende Inflation bleibe der Maßstab für die Gehaltsverhandlungen der Metallverarbeitenden Industrie im Herbst. Die Voraussetzungen für Lohnverhandlungen seien in diesem Jahr jedenfalls "nicht leicht".