Mit dem Start der Koralmbahn Ende Dezember 2025 rücken die Zentralräume Graz und Klagenfurt eng zusammen. "Es ist noch viel zu tun", appelliert Siegfried Spanz, Geschäftsführer der FH Kärnten, beim Wirtschaftstalk der Kleinen Zeitung im Hotel Moser Verdino in Klagenfurt. Eine Haltung, die bei den rund 30 Gästen absolut mehrheitsfähig war. Spanz: "Wir befinden uns in einer Gründerzeit. Aber ich vermisse eine Strategie zur Vorbereitung Kärntens." Wirtschaftsbund-Direktorin Sylvia Gstättner schlug ähnliche Saiten an. Kärnten müsse "zu einem Orchester werden, das gemeinsam spielt". Es fehle in Kärnten an einer Gesamtinitiative: "Es braucht eine übergeordnete Koordination, ein Masterkonzept."
Eher leistbar als das Grazer Stadtumfeld
Einigkeit herrschte, dass mit der Koralmbahn Chancen wie Risiken verbunden seien. Die enge Anbindung an Österreichs zweitgrößte Stadt werde Kärnten aufwerten, erklärt Bernd Rausch von Riedergarten. "Es ist eher leistbar als das Grazer Stadtumfeld", bestätigt Thomas Kircher, Raiffeisen Immobilien.
Die Politik müsse für Harmonisierungen sorgen, "eine Region, zwei Systeme" sei auch im Sozialbereich nicht wünschenswert, so Caritas-Direktor Ernst Sandriesser. "Die Zeit wird knapp", warnte Hotelier Bernd Hinteregger. Ihm fehlt "der große Master- und Umsetzungsplan". VP-Klubobmann Markus Malle fürchtet, sollte die Bahn "durchfahren", drohe Kärnten weder mit Personen noch Gütern Wertschöpfung zu erzielen. Es bedürfe, meint Malle, eines Kraftakts, denn "die Steirer haben definitiv mehr Vorarbeit geleistet".
"Vorstufe" zum Semmering-Basistunnel
Wer mache sich Gedanken über die Flächenwidmungen rund um die Bahnhöfe, fragte Walter Wiedenbauer (Sto). Der Koralmtunnel sei die "Vorstufe" zum Semmering-Basistunnel, erklärte Herwig Wetzlinger (Wiener Gesundheitsverbund). "Der bringt uns den Großraum Wien nach Kärnten." Messe-Direktor Bernhard Erler nennt das geplante multifunktionale Kongresszentrum unweit des Bahnhofes eine große Chance, die es zu nutzen gelte. Unweit des Bahnhofs entsteht ein neuer Stadtteil, erinnerte STW-Klagenfurt-Vorstand Erwin Smole.
"Aufpassen, dass der Zug nicht ohne uns fährt"
"Wir müssen aufpassen, dass der Zug nicht ohne uns fährt", sagte VHS-Chefin Beate Gfrerer. "Es ist nicht genug, begehrte Schlafstätte der Steirer zu werden", warnt Kelag-Vorstand Reinhard Draxler, "wir stehen sehr wohl im Wettbewerb mit der Steiermark." Barbara Frediani-Gasser (Ziviltechnikerkammer) sieht Herausforderungen, auch mit Blickrichtung auf die Großräume Wien und Oberitalien. Das "gemeinsame Konzert" vermisst auch sie.