Beim Nahrungsmittelriesen Nestlé wächst die Zuversicht für das laufende Geschäftsjahr. Für 2023 rechnet Nestlé nun mit einem organischen Umsatzwachstum von 7 bis 8 statt von 6 bis 8 Prozent, wie der Schweizer Konzern am Donnerstag mitteilte. Dabei ist womöglich noch etwas mehr drin, sagte Vorstandschef Mark Schneider in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die Preise werden weiterhin, wenn auch moderater als zuletzt, steigen.

"Man sollte sich immer einen gewissen Schutz nach unten bewahren. Ich persönlich erwarte, dass das organische Wachstum eher im Bereich von 7,5 bis 8 Prozent liegt", so Schneider. Bei Anlegern kam das gut an. Nestlé-Aktien gehörten mit einem Plus von 1,6 Prozent zu den größten Gewinnern an der Börse in Zürich.

Verschnaufpause

Im zweiten Halbjahr können sich die Kunden des Konzerns auch nur bedingt auf eine Verschnaufpause einstellen. Nachdem die Kosten für gewisse Rohstoffe inzwischen sinken, plant Nestlé nun aber moderatere Preiserhöhungen ein.

Als Grund für die höheren Preise gibt das Unternehmen die nach wie vor grassierende Inflation an. Manche wichtigen Rohstoffe wie zum Beispiel Kaffee, Kakao oder Zucker sind weiterhin sehr teuer. Nestlé habe die höheren Kosten jedoch in moderatem Masse an die Kunden weitergegeben, betonte Firmenchef Mark Schneider an einer Telefonkonferenz.

48,5 Milliarden Euro Umsatz

Im ersten Halbjahr lag das organische Wachstum von Nestlé bei 8,7 Prozent – dank Preiserhöhungen von 9,5 Prozent. Das war mehr, als Analysten erwartet hatten. Von Jänner bis Juni setzte Nestlé 46,3 Mrd. Franken (48,5 Mrd. Euro) um, ein Plus von 1,6 Prozent binnen Jahresfrist. Negative Währungseffekte schmälerten den Umsatz um 6,7 Prozent. Das operative Ergebnis stieg um knapp 3 Prozent auf 7,9 Milliarden. Die operative Ergebnismarge lag bei 17,1 (Vorjahr: 16,9) Prozent, im Gesamtjahr peilt Nestlé unverändert eine Marge von 17,0 bis 17,5 Prozent an.

Auch Konkurrent Unilever profitierte zuletzt von Preiserhöhungen und schnitt so besser ab als erwartet. Der französische Lebensmittelkonzern Danone erwartet nach einem starken ersten Halbjahr nun ein Wachstum am oberen Ende seiner Prognosespanne. Konsumgüterunternehmen drehen bereits seit über zwei Jahren kräftig an der Preisschraube, um gegen die steigenden Rohstoff- und Lieferkettenkosten – die mit der Coronapandemie begannen und sich durch den Krieg in der Ukraine verschärften – anzukämpfen. Der Preisanstieg birgt allerdings auch die Gefahr, dass die Unternehmen damit Verbraucher verprellen, die ihrerseits mit höheren Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben und zu günstigeren Eigenmarken greifen.

Preisanpassungen "moderat"

Schneider sagte, weitere Preisanpassungen dürften "moderat" ausfallen. "Sie werden auch viel gezielter auf Produkte ausgerichtet sein, die immer noch einer Inflation der Inputkosten unterliegen." Zugleich kündigte er eine deutliche Erhöhung der Marketinginvestitionen an. Im ersten Halbjahr stiegen die Ausgaben für Werbung und Marketing zu konstanten Wechselkursen bereits um 7,5 Prozent. Bei dem Hersteller von Nespresso, Maggi und KitKat wuchs zuletzt das Geschäft mit Heimtiernahrung am stärksten. Kaffee legte im ersten Halbjahr im hohen einstelligen Bereich zu, der Umsatz bei Süßwaren stieg im zweistelligen Bereich, mit starkem Wachstum bei KitKat. Auch Säuglings- und Babynahrung wuchs zweistellig.