Der teilstaatliche Stromkonzern Verbund hat den Gewinn im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr abermals gesteigert. Bis Juni profitierte das Unternehmen vor allem von der Entspannung auf den Energiemärkten und den sinkenden Großhandelspreisen für Gas und Strom. Der Nettogewinn stieg um 57 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro.

"Trotzdem ist der Endkundenvertrieb bei uns nach wie vor mit 365 Millionen Euro im Minus", sagt Vorstandsvorsitzender Michael Strugl am Donnerstag. Im vergangenen Jahr 2022 sei man "mit einer schwarzen Null" ausgestiegen. Selbst erzeugten Strom aus Wasserkraft hat der Verbund im ersten Halbjahr um durchschnittlich 182 Euro je Megawattstunde verkauft, das waren knapp 70 Euro mehr als vor einem Jahr.

Verbund-Vorstandsvorsitzender Michael Strugl
Verbund-Vorstandsvorsitzender Michael Strugl © APA/GEORG HOCHMUTH

Unzufriedenheit und Unsicherheit bei Konsumentinnen und Konsumenten und Kritik an Intransparenz bei der Preisgestaltung sind laut Strugl "das Ergebnis der unklaren Rechtslage". Neue Angebote müssten "mittlerweile von drei Juristen gegengelesen werden, damit nicht wieder ein Anknüpfungspunkt entsteht, wo man geklagt wird".

Finanzvorstand Peter Kollmann rechnet mit relativ stabilen Strompreisen bis Ende des Jahres. "Aber wenn Lieferungen aus bestimmten Regionen weniger werden, oder der Winter sehr kalt wird, werden die Gaspreise ansteigen und damit auch die Strompreise."

Erzeugung diversifizieren

Die Umsatzerlöse lagen im ersten Halbjahr 2023 bei 6,7 Milliarden Euro, das entspricht einem Plus von 41 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft stieg um 947 auf 15.054 Gigawattstunden (GWh). Die Klimakrise und die damit einhergehend häufiger werdenden Extremwetterereignisse werden sich auf die Wasserkraft auswirken. Der Verbund rechnet mit größeren Schwankungen in der Wasserführung unterjährig. Es sei deshalb strategisch wichtig, die Erzeugungstechnologien zu diversifizieren, also etwa in Photovoltaik und Windkraft zu investieren.

Positiv auf das Ergebnis hätten sich im ersten Halbjahr die stark gestiegenen Terminmarktpreise auf dem Großhandelsmarkt für Strom ausgewirkt. Die Spotmarktpreise seien hingegen gesunken. Gewinnabschöpfungen in Österreich, Rumänien und Deutschland wirkten im ersten Halbjahr mit rund 172 Millionen Euro negativ auf das Ergebnis.

Im Gesamtjahr 2023 soll der Nettogewinn 2,05 bis 2,3 Milliarden Euro erreichen. Die Ausschüttungsquote für 2023 soll weiterhin zwischen 45 und 55 Prozent des um Einmaleffekte bereinigten Konzernergebnisses liegen. Die Aktien des Verbunds gaben nach der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen am frühen Nachmittag um 1,4 Prozent nach und lagen zuletzt bei 73,25 Euro.

Milliardeninvestitionen geplant

Verbund will in den kommenden Jahren 1,5 Milliarden Euro jährlich in Netze, Erzeugungsanlagen und Speicher investieren, also 15 Milliarden in zehn Jahren. Aktuell werden etwa in Kaprun in Salzburg und im Mölltal in Kärnten Pumpspeicherkraftwerke gebaut. Bis 2025 werden die beiden Projekte 700 Millionen Euro kosten. Mehr als drei Viertel des Investitionsvolumens fließe nach Österreich.