Der stabile Auftragseingang im ersten Halbjahr, das Neuvolumen lag bei 4,7 Milliarden Euro (minus 1,2 Prozent zum ersten Halbjahr 2022), wertet Joachim Schönbeck als "besonders erfreulich". Der Vorstandschef des global agierenden steirischen Technologiekonzerns verweist mit Stand Ende Juni auf einen Gesamtauftragsstand von 10,57 Milliarden Euro, ein Plus von knapp sechs Prozent. Das sei eine "sehr solide Basis" für ein Umfeld, das sich gesamtwirtschaftlich derzeit weiter eintrübe. In der Halbjahresbilanz der Andritz AG ist von Eintrübung indes keine Spur. Das Konzernergebnis lag mit rund 227 Millionen Euro fast 36 Prozent über dem Vorjahreswert, heißt es in einer Aussendung vom Donnerstag. Der Umsatz wurde um 24 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro gesteigert. Das Unternehmen bestätigt zudem seine Prognose für das Gesamtjahr 2023: Sowohl Umsatz als auch Gewinn sollen "deutlich über dem Niveau von 2022 liegen". Man sei froh darüber, "dass wir den schwierigen Rahmenbedingungen im ersten Halbjahr ganz gut getrotzt haben – wir konnten sowohl den Umsatz als auch das Konzernergebnis anheben".
Transformation und Energiewende als Wachstumstreiber
Für Schönbeck ist indes klar, dass die Kombination aus weiter steigenden Zinsen und schwächerer Konjunktur das Investitionsklima beeinträchtige. Der hohe Auftragsstand sei aber dazu angetan, "dass wir auch in diesem Umfeld in den nächsten Monaten gut davon zehren können". Wachstumstreiber, so Schönbeck, seien weiterhin die Themen nachhaltige Transformation sowie die Energiewende. "Bei grünen Produkten erwarten wir weiterhin eine stabile Nachfrage."
"Trotz der schwächer werdenden Konjunktur und der steigenden Zinsen hat sich unsere Projektaktivität auf einem guten Niveau behauptet", so Schönbeck. Das operative Ergebnis (EBITA) legte zwischen Jänner und Juni im Jahresvergleich um 21,7 Prozent zu auf 332,6 Millionen Euro. Die EBITA-Marge betrug 8,1 Prozent.
Die Aktien der Andritz haben am Donnerstag im Frühhandel mit Gewinnen auf die in der Früh gemeldeten Halbjahreszahlen des steirischen Anlagebauers reagiert. Bis knapp vor 12 Uhr stiegen Andritz-Aktien um 4,2 Prozent auf 50 Euro.
Deutliche Zuwächse in der Hydro-Sparte
Am deutlichsten zum Umsatzplus beigetragen hat die Hydro-Sparte (plus 30 Prozent). Dazu beigetragen, hat auch der Auftrag für das Wasserkraftwerk Luang Prabang in Laos, der im zweiten Quartal heuer verbucht wurde. Es ist – mit einer Kapazität von 1470 Megawatt – laut Schönbeck eines der größten Wasserkraftwerke, das die Andritz AG jemals ausgestattet hat. Es wird auch das größte Kraftwerk in Laos sein und soll ab 2029 rund um die Uhr Strom aus erneuerbarer Energie liefern. Das Auftragsvolumen soll im mittleren dreistelligen Millionen-Bereich liegen.
Schönbeck erwähnte in der Bilanzpräsentation in diesem Zusammenhang explizit den Hydro-Standort in Weiz, kommen doch die Generatoren, Schlüsselkomponenten für diese Projekte, aus diesem Andritz-Werk, was dort auch perspektivisch "Arbeit sichert". Stichwort Arbeit: Der globale Andritz-Personalstand hat um rund neun Prozent auf knapp 30.000 zugelegt, davon sind 3630 in Österreich beschäftigt.
Erst dieser Tage war zudem bekannt worden, dass Andritz in Finnland einen Auftrag für eine Anlage zur Produktion von Wasserstoff an Land gezogen hat. Damit sei der Einstieg in dieses Zukunftsfeld gelungen, "ein kleiner, aber sehr wichtiger Schritt", wie Schönbeck unterstreicht.