Darüber, dass sich auch die steirische Wirtschaft derzeit "in einer herausfordernden Situation" befindet, wie es Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl betont, war man sich beim Wirtschaftstalk der Kleinen Zeitung im Grazer Landhauskeller weitgehend einig. Vor diesem Hintergrund – in Kombination mit einem weiterhin stark ausgeprägten Fachkräftemangel – sei es "höchst unverantwortlich", eine 32-Stunden-Woche zu fordern, so Eibinger-Miedl, die sich für mehr Anreize für Vollzeitarbeit ausspricht. Der Befund von Friedrich Möstl, Landespräsident der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, lautete: Österreich sei bei der Inflationsbekämpfung im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich unterwegs – das zeige die hierzulande deutlich höhere Teuerungsrate. Das habe negative Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts.
Franz Ferner, Geschäftsführer der Volkshilfe Steiermark – mit landesweit 3500 Beschäftigten, unterstrich: "Wenn über Wirtschaft gesprochen wird, darf die Sozialwirtschaft nicht ausgespart werden", so Ferners Appell. "Wir halten Ihnen den Rücken frei", verweist Ferner auf Pflegedienste und die angesprochene Kinderbetreuung. Er plädierte dafür, die Arbeitszeitdebatte nicht zu generalisieren, und sprach sich bezüglich dringend benötigten Pflegepersonals auch für eine Offensive in Drittstaaten aus. Hierzulande seien rund um die Nostrifizierung aber auch Verwaltungsvereinfachungen nötig.
Auch Lebensmittelproduktion im Fokus
Martin Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank, sowie Peter Strohmaier, Leiter des Privatkundenbereichs der Steiermärkischen, forderten eine Abschaffung der strengen Vergaberichtlinien für Wohnkredite (KIM-Verordnung).
Manfred Hohensinner, Gründer und Eigentümer von Frutura, lenkte den Blick der hochkarätigen Runde auf das Thema heimische Lebensmittelproduktion und Versorgungssicherheit. Beim Einkaufsverhalten registriere man vor dem Hintergrund der hohen Inflation derzeit massive Umwälzungen, für rund 80 Prozent der Kundinnen und Kunden sei der Preis entscheidend – ein deutlich höherer Anteil als noch vor wenigen Jahren. Hightech in der Produktion sei unerlässlich, es brauche einen Schulterschluss mit der Industrie, so Hohensinner.
Über die Impulse aus den unterschiedlichsten Branchen diskutierten u. a. Steuerberater Klaus Gaedke, Immobilienexperte Dieter Johs (Johs-Haring), TU-Rektor Harald Kainz, Ernst Rath (Steiermärkische), Sabine Skorka (Bankhaus Spängler) und Rainer Stelzer (RLB).