Die Herbstlohnrunde wirft ihre Schatten voraus, droht doch wegen der hohen Inflation und unsicheren wirtschaftlichen Lage ein heißer Herbst. Die Industrie sieht heuer jedenfalls wenig bis gar keinen Verhandlungsspielraum, wie aus Ausführungen von IV-Generalsekretär Christoph Neumayer bei einer Pressekonferenz am Dienstag hervorging. Das rief wiederum die Gewerkschaft auf den Plan. Sie erteilte Einmalzahlungen und längeren Laufzeiten – wie von der IV gefordert – eine Abfuhr.

Die Industriellenvereinigung (IV) ist zwar kein direkter Player bei den Kollektivvertragsverhandlungen der Sozialpartner – das sind Gewerkschaft und Wirtschaftskammer. Darauf verwies auch Neumayer. Doch sind die IV-Mitgliedsbetriebe naturgemäß von den jeweils erzielten Ergebnissen direkt betroffen, gerade bei den Metallern, deren Abschluss traditionell richtungsweisend für die gesamte (Herbst-)Lohnrunde ist.

"Großer Kostendruck und Arbeitskräftemangel"

Es müsse auf eine branchenmäßige Differenzierung geachtet und geschaut werden, "wo Spielräume existieren", forderte Neumayer. Er ließ dabei durchblicken, dass es solche "in der Industrie nicht" gebe. Und: "Es herrscht kein Umfeld, das besonders favorabel ist. Es bedarf Umsicht, um gute Entscheidungen zu treffen. Es gibt die Gefahr, dass wir Unternehmen aus dem Markt 'hinauspreisen', wenn wir nicht umsichtig sind." Es herrsche großer Kostendruck und Arbeitskräftemangel.

Einmal mehr brachte Neumayer auch die Idee längerer Abschlüsse – 24 statt 12 Monate – vor und zog dafür das Beispiel Deutschland heran, wo dies immer wieder vorkommt. Zudem ist die IV für "abgaben- und steuerfreie Prämienauszahlungen, die die Gewerkschaft bisher nie wollte", sagte Neumayer.

"Diesen Forderungen erteilen wir eine klare Absage"

"Ginge es nach der IV, würde bei den Einkommen der Beschäftigten nun der Sparstift angesetzt. Gelingen soll das durch längere Laufzeiten bei den Abschlüssen und durch Einmalzahlungen", kritisierten die Gewerkschaften PRO-GE und GPA, die auf Arbeitnehmerseite die Metaller-KV-Verhandlungen führen, in einer Aussendung. "Diesen Forderungen erteilen wir eine klare Absage." Basis für Lohn- und Gehaltserhöhungen seien weiterhin die rollierende Inflation und ein Anteil am wirtschaftlichen Erfolg.

"Nachhaltige Lohn- und Gehaltserhöhungen lassen sich nicht durch Einmalzahlungen ersetzen", so die beiden Chefverhandler für die Metallindustrie, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA). "Auch haben sich jährliche Kollektivvertragsverhandlungen bewährt. Es gibt keinen Grund, das erfolgreiche System zu ändern." Eine grundsätzliche Ausdehnung der Abschlüsse auf 24 Monate würde "faire KV-Verhandlungen erschweren". Vielmehr müssten sich Sozialpartner in Zeiten rascher Veränderungen auch oft anstatt weniger oft austauschen. "Die Gewerkschaften werden den Lohndumpingfantasien nicht nachgeben", so Dürtscher und Binder.