Gleich am ersten Wochenende spielte der Barbie-Film weltweit 316 Millionen Euro ein. Damit kann sich die Produktionsfirma Warner Bros. einen der erfolgreichsten Kinostarts des Jahres auf ihr Konto schreiben. Mittlerweile summieren sich die Einspielzahlen sogar auf fast 715 Millionen Euro.
Für den Erfinder der Puppe, den Spielzeug-Konzern Mattel (Jahresumsatz fünf Milliarden Euro) aus Kalifornien, ist der Film aber von noch weitaus höherer Bedeutung.

Video: Barbie färbt die Kinosäle pink

Der nach Lego (Jahresumsatz 8,7 Milliarden Euro) zweitgrößte Spielzeughersteller der Welt verbindet damit nicht nur die Hoffnung, mehr Barbie-Puppen zu verkaufen. Das, obwohl Barbie schon jetzt die meistverkaufte Puppe der Welt ist: Statistisch gesehen werden drei Barbie-Puppen pro Sekunde verkauft. Die Kinoproduktion rund um Barbara Millicent Roberts, so der Barbie-„Taufname“, ist der Ausgangspunkt einer breit angelegten Kommerzialisierungsstrategie für Mattels Produktpalette, die weit über das Spielwarenregal hinausgeht. Konzernchef Ynon Kreiz will mehr Kapital aus seinem Spielwaren-Arsenal schlagen, ähnlich wie es die Superheldenschmiede Marvel für ihre diversen Figuren tut.

Mehr als zehn Filme sind in Vorbereitung, darunter Produktionen rund um das Kartenspiel Uno und um Matchbox- sowie Hotwheels-Spielzeugautos, denn auch diese Marken gehören zum 1945 gegründeten Konzern. Die Aktie des Spielwarenkonzerns hat in den vergangenen drei Monaten um knapp 18,5 Prozent zugelegt.

Ynon Kreiz (58) ist seit 2018 den Mattel-CEO
Ynon Kreiz (58) ist seit 2018 den Mattel-CEO © APA/AFP/MICHAEL TRAN

Aktuell beschäftigt Mattel 31.000 Mitarbeiter, verkauft seine Produkte in 150 Nationen. Der aus Tel Aviv gebürtige Kreiz, er ist seit 2018 in der Funktion, kann sich nach Vorbild Disney vorstellen, Mattels geistiges Eigentum in Videospielen oder Freizeitparks zu verwerten. Für den Barbie-Film hat Kreiz (der von ihm inspirierte Mattel-CEO wird im Film von Will Ferrell gespielt) eine mächtige Merchandising-Maschinerie mit Lizenzartikeln aller Art angeworfen.

Die Modeketten Gap und H&M bieten Barbie-Kollektionen an, darunter sogar ein Hoodie für Hunde. Microsoft verkauft eine pinke Version seiner Videospielekonsole Xbox, der Online-Händler Create hat einen pinken Barbie-Toaster im Angebot. Das dunkle Rosa, in dem Mattel die Puppen verpackt, ist seit Ende der 1960er Jahre als Geschmacksmuster unter dem Namen Barbie-Pink geschützt. Die Reihe an Barbie-Merchandising ist unendlich fortsetzbar: Barbie-Schildkappen (Deichmann), Barbie-Lidschatten (Flaconi), Barbie-Crocs, Barbie-Zahnpasta, Barbie-Armbanduhr (Fossil). In Brasilien bietet Burger King sogar einen „Barbie Burger“ mit pinker Sauce an.

Burger King bietet in Brasilien einen Barbie-Burger an
Burger King bietet in Brasilien einen Barbie-Burger an © Burger King Brazil
Barbiepuppen im Spielwarenregal. Das dunkle Rosa der Verpackung ist als Barbie-Pinkt geschützt
Barbiepuppen im Spielwarenregal. Das dunkle Rosa der Verpackung ist als Barbie-Pinkt geschützt © AP
Barbie-Toaster (auf Create)
Barbie-Toaster (auf Create) © Create
Barbie-Outfit (von H&M)
Barbie-Outfit (von H&M) © H&M
Barbie mit Down-Syndrom
Barbie mit Down-Syndrom © Mattel

Breit aufgestellt und an immer neue Zielgruppen angepasst ist Barbie seit längerem auch höchstselbst. Sie ist längst nicht mehr nur blond und langbeinig. Erst im April brachte Mattel die erste Barbie-Puppe mit Down-Syndrom auf den Markt. In der Vergangenheit hatte Mattel schon Barbie-Puppen mit Rollstühlen, Hörgeräten oder Prothesen in die Läden gebracht. Seit den 1980er Jahren produziert Mattel auch Barbies für erwachsene Sammler. Einige von ihnen tragen Kleider und Accessoires, die von bekannten Modeschöpfern entworfen wurden, zum Beispiel Karl Lagerfeld oder Christian Louboutin. "Du kannst alles sein", ist einer der aktuellen Barbie-Slogans.