Es waren hochfliegende Pläne, die Ralf Dümmel und Georg Kofler rund um das börsennotierte Unternehmen Social Chain AG verfolgt hatten. Der Handelskonzern, der sich auf den Vertrieb über soziale Netzwerke spezialisieren wollte, sollte ein milliardenschweres Unternehmen werden, ist nun aber krachend gescheitert. Am Montag musste via Pflichtmitteilung mitgeteilt werden, dass das Unternehmen Insolvenz anmeldet, konkret geht es um eine "Insolvenzantragstellung mit Antrag auf Eigenverwaltung". Verhandlungen über die Bereitstellung weiterer Finanzmittel mit Investoren seien gescheitert, zudem sei ein wichtiger Investor Zahlungspflichten nicht nachgekommen. Damit gehe der "Wegfall der positiven Fortbestehensprognose" einher. Eine laufende Kapitalerhöhung werde daher nicht mehr durchgeführt.
In Deutschland sorgt die Pleite für enorme Aufmerksamkeit. Dümmel und Kofler sind aus der TV-Start-up-Show "Die Höhle der Löwen" auf dem Sender VOX als langjährige Investoren und Jurymitglieder einem breiten Fernsehpublikum bekannt. Dümmel ist noch immer als Juror aktiv, Kofler seit der letzten Staffel nicht mehr.
Social Chain war damals durch die Übernahme des von Dümmel geführten Handelsunternehmens DS durch Kofler hervorgegangen. Kofler hat dafür rund 220 Millionen Euro, Eigen- und Fremdkapital, in die Hand genommen. Die DS Holding GmbH (einschließlich ihrer Tochtergesellschaften) sowie die Drtv Agency GmbH seien von der Insolvenzantragsstellung der Gesellschaft nicht betroffen, wird betont. Hier laufe der "Geschäftsbetrieb uneingeschränkt weiter". Eine Entscheidung über die Fortführung der weiteren Beteiligungsgesellschaften soll kurzfristig erfolgen.
Aktie mit Tagesverlust von mehr als 75 Prozent
Der gebürtige Südtiroler Kofler, der selbst 36 Prozent an dem Unternehmen hält und früher u. a. Chef von Pro Sieben und Premiere war, hat am Montag zudem bekannt gegeben, als Vorstandschef der Social Chain AG zurückzutreten. Gemeinsam mit dem Team habe man "mit ganzer Kraft daran gearbeitet, die Social Chain AG auf einen strategisch und wirtschaftlich nachhaltigen Weg zu bringen". Das sei nicht gelungen, so Kofler.
Der Aktienkurs, der ohnehin seit Monaten im Sturzflug war, ist am Montag vor dem Hintergrund der neuesten Entwicklungen geradezu zerbröselt: Er ist um mehr als 75 Prozent eingebrochen, der Kurs je Aktie liegt bei nur noch 38 Cent. Zum Vergleich: Anfang August des Vorjahres waren es noch knapp zehn Euro je Aktie, das Allzeithoch wurde im November 2021 mit 54 Euro je Aktie markiert. Die Social Chain AG wurde von deutschen Wirtschaftsmedien bereits seit Langem äußerst kritisch beäugt. Das "Manager Magazin" konstatierte zuletzt etwa: "Tatsächlich wurde die Social Chain AG zum Lehrstück darüber, wie dreist an der Börse geblendet werden kann – und wie TV-Promis ihre Berühmtheit einsetzen, um Investoren ein hochriskantes Investment zu verkaufen."