Die Lage der Kärntner Industrie trübt sich weiter ein – das zeigt die jüngste Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung (IV). 62 Betriebe wurden befragt. Das Fazit: Die Produktion geht zurück, ebenso die Verkaufspreise. Und auch die Bereitschaft von Unternehmen, neue Beschäftigte aufzunehmen, sinke erstmals. Der Ausblick in die nahe Zukunft verheißt ebenfalls nichts Gutes.
Vor allem in den für Kärnten so wichtigen Branchen Bau und Holzindustrie schlagen die negativen Entwicklungen besonders deutlich durch. Von einer leichten Aufhellung kündigt nur die Einschätzung der Geschäfts- und Auftragslage. Einzige Boombranche bleibe die Elektronikindustrie.
"Eine harte Landung"
Der Kärntner IV-Präsident Timo Springer ortet Vorboten einer schleichenden Deindustrialisierung. Auf die Industrie sieht er zwar keinen Absturz, aber "eine raue Landung" zukommen, vor allem energie- und arbeitsintensive Betriebe hätten große Probleme.
Denn die Energiekrise sei weder vorbei noch gelöst, das Merit-Order-Prinzip, wonach der teuerste (fossile) Energieträger den Strompreis bestimmt, unverändert in Kraft: "Ich mache mir Sorgen, dass wir auf Versorgungsengpässe im Herbst zusteuern."
"Seit Jahren weit über der Inflation"
Auch die Inflation sei in Österreich "im EU-Vergleich dramatisch hoch" und zum Teil hausgemacht, etwa durch höhere Gebühren, so Springer. Und die von der Gewerkschaft bestrittene Lohn-Preis-Spirale sei schon Realität und habe die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Österreich auch innerhalb der EU massiv verschlechtert, warnt Springer. Arbeitgeber und Arbeitnehmer würden "seit Jahren weit über der Inflation abschließen".
In diesem Jahr müsse man sich daher bei der Herbstlohnrunde – traditionell beginnen die Metaller – "dringend überlegen, zu mehrjährigen Abschlüssen zu kommen", appelliert Springer, Miteigentümer und Geschäftsführer eines erfolgreichen Maschinenbau-Unternehmens in Friesach. Die Lohnverhandler müssten "das größere Ganze im Blick haben, also die Inflationsrate in der Eurozone". Einen Lohnabschluss wie in den letzten Jahren würde die Industrie nicht mehr verkraften. "Entweder wir finden einen Kompromiss – oder wir steuern auf einen Konflikt zu."
"Mehr Breite hineinbringen"
Den jüngsten Rückgang der Forschungsquote in Kärnten von 3,23 auf 2,98 Prozent wertet Springer als Zeichen des sich verschlechternden Investitionsklimas im Land. F&E habe für Kärnten eine besondere Bedeutung, hänge aber massiv am Chipproduzenten Infineon. Springer schlägt die Einrichtung eines "Forschungsombudsmannes" vor, der kleineren und mittleren Unternehmen hilft, sich im zersplitterten Forschungs- und Förderungsumfeld zurechtzufinden "und um mehr Breite hineinzubringen".
"Enttäuschend" nennt auch Technologiereferentin Gaby Schaunig (SPÖ), dass die F&E-Quote unter die Drei-Prozent-Marke gesunken ist. Das liege an den sinkenden F&E-Ausgaben in Unternehmen, die man bei ihren Forschungsausgaben verstärkt unterstützen möchte. Erfreulich sei hingegen, dass die Forschungsausgaben im öffentlichen Sektor über dem Bundesschnitt gestiegen seien. Großes Ziel sei die Einrichtung eines COMET-Forschungszentrums bis 2028. Auch am Ziel, die F&E-Quote auf vier Prozent zu steigern, halte Kärnten fest.