Der Kärntner Exportmotor schnurrte auch 2022: Erstmals wurde die 9-Milliarden-Marke (deutlich) übersprungen – auf 9,41 Milliarden Euro –, das Plus von 16,7 Prozent gegenüber 2021 liegt über dem inflationsbedingt zu erwartenden Zuwachs. Kärnten ist damit eines der fünf Bundesländer, das im Außenhandel einen Exportüberschuss erzielt. Aber dieser schmilzt kräftig: Betrug das Delta zwischen Exporten und Importen 2018 noch 1 Milliarde Euro, waren es 2022 nur 240 Millionen Euro. Von einem „dramatischen Rückgang“ ist in einer Unterlage der Wirtschaftskammer die Rede. Vor allem der schwächere Euro und die hohen Energie- und Rohstoffpreise machen sich einfuhrseitig bemerkbar, die Importe nahmen daher stärker zu als die Exporte (um 19,5 Prozent) auf 9,17 Milliarden Euro.
Kärntens Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl sieht im Exportüberschuss "ein Zeichen der Stärke" der Kärntner Wirtschaft, die in allen relevanten Märkten teils hohe Zuwachsraten verzeichnet. Wichtigster Exportmarkt bleibt Deutschland mit einem Anteil an allen Exporten von fast 30 Prozent (2,687 Milliarden Euro). Erstmals wurden Waren um mehr als eine Milliarde Euro aus Kärnten nach Italien geliefert, Erzeugnisse im Wert von mehr als einer halben Milliarde nach China (+37,2 Prozent) und Slowenien (+42,3 Prozent).
Starker Zuwachs im Alpen-Adria-Raum
Vor allem das starke Plus von Exporten in den Alpen-Adria-Raum freut Hemma Kircher-Schneider, die Leiterin der Abteilung Außenwirtschaft und EU in der Wirtschaftskammer Kärnten: Grenzüberschreitende Vernetzung und Zusammenarbeit mit den Nachbarn im Süden würden immer wichtiger. Starke Zuwächse verzeichnet auch die Schweiz (+31,7 Prozent), mit den exportstarken Eidgenossen verzeichnet Kärnten einen deutlichen Außenhandelsüberschuss.
Auf der Seite der Einfuhren fällt auf, dass Österreich aus Deutschland weniger importiert als es exportiert (Einfuhren: 2,52 Milliarden Euro). Massiv zugelegt haben Importe aus China (934 Millionen Euro, plus 41,3 Prozent) und den USA (484 Millionen Euro, +29,5 Prozent). Mit den USA verzeichnete Österreich 2022 ein Außenhandelsdefizit, wenngleich die Exporte um 45,6 Prozent auf 336 Millionen Euro gestiegen sind – Folgen der gefallenen Handelsbeschränkungen, erklärt Kircher-Schneider.
Kärntens "Exportschlager"
Wichtigste Warengruppe waren einmal mehr mechanische und elektrische Maschinen und Anlagen, "Kärntens Exportschlager" sagt Kircher-Schneider. Sie stellt die Export-Zuwächse in Relation: Den hohen wertmäßigen Steigerungen stehen tatsächlich nur geringe oder gar rückläufige Mengen gegenüber, Folge der explodierten Energiepreise.
Für das laufende Jahr erwartet Mandl, dass die schwache Wirtschaftskonjunktur und die Schwäche der deutschen Autoindustrie Spuren in Export hinterlassen würden. Kircher-Schneider geht angesichts der weiter hohen Energiepreise davon aus, dass "der Überschuss nicht höher wird".
"Massive Verluste bei Wettbewerbsfähigkeit"
Mahnende Worte richten Mandl und Kärnten Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig an Politik und Gewerkschaft. Die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs sei in Gefahr, so Mandl; man verliere in diesem Bereich bereits massiv, analysiert Schuschnig. Der VP-Politiker warnt vor "sehr hohen" Lohnabschlüssen. In anderen Ländern lägen diese bei 3 bis 5 Prozent, in Österreich würden mehr als 10 Prozent gefordert. Und Forderungen nach einer 32-Stunden-Woche kämen "definitiv zum falschest möglichen Zeitpunkt".