Von den 192 im ersten Halbjahr in der Steiermark eröffneten Firmeninsolvenzen entfallen 52 auf die Bauwirtschaft, gefolgt von Gastronomie und Beherbergung sowie dem Handel. Das geht aus der aktuellen Insolvenzstatistik des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) für das erste Halbjahr hervor. Bei den eröffneten Firmeninsolvenzen liege in der Steiermark – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – bundesweit die dritthöchste Steigerungsrate mit 18,52 Prozent vor. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2019, also vor der Pandemie, sind in der Steiermark 191 Firmeninsolvenzen eröffnet worden. Man liege nun also wieder auf dem "Vor-Corona-Niveau". Beim AKV wird aber auch betont: "Der während der Pandemie aufgebaute Rückstau von circa 300 Firmeninsolvenzen in der Steiermark ist weiterhin nicht abgebaut."
Handelspleiten: Trend dürfte anhalten
Insbesondere die Leitzinserhöhungen durch die EZB, die dadurch gestiegenen Kreditraten, die verschärften Vergaberegeln für Wohnkredite (KIM-Verordnung) haben für einen Abwärtstrend auf dem Immobilienmarkt gesorgt. "Die inflationäre Entwicklung und die gestiegenen Material- und Produktionskosten führten in der Baubranche samt Nebenbranchen verstärkt zu einer Auftragsflaute", heißt es seitens des AKV. Einbrüche beim Wohnungsneubau sowie Hausbau seien auch dafür ausschlaggebend, dass im ersten Halbjahr 2023 "sowohl österreichweit als auch in der Steiermark in der Baubranche die meisten Firmeninsolvenzen zu verzeichnen waren".
Zahlreiche, vor allem aber auch namhaften Insolvenzen gab es zuletzt auch in der Handelsbranche, die ja bereits während der Coronapandemie mit Umsatzeinbrüchen konfrontiert war. "Die hohen Energiekosten und die damit einhergehende Inflation sowie die Kostensteigerungen führten zu einem Kaufkraftverlust und einem reduzierten Konsumverhalten", so die AKV-Analyse. Die Folge seien – auch in der bundesweiten Betrachtung – vor allem im zweiten Quartal die Insolvenzen namhafter Handelsunternehmen wie "Kika/Leiner", "geomix" oder "Schneiders Bekleidung" gewesen. Dieser Trend wird sich auch im zweiten Halbjahr 2023 fortsetzen und dokumentiert sich in den Insolvenzen von Forstinger und Tally Weijl, die in der ersten Juliwoche eröffnet wurden. "Deutsche Insolvenzverfahren runden das Bild von Schließungen österreichischer Filialbetriebe in der Handelsbranche ab."
"Keine Entspannung bei Firmeninsolvenzen"
Wie fällt der Ausblick aus? Die eingetrübte Wirtschaftslage lasse auch im nächsten Halbjahr keine Entspannung bei den Firmeninsolvenzen erwarten. Beim AKV wird mit circa 400 eröffneten Firmeninsolvenzen in der Steiermark im Gesamtjahr 2023 gerechnet.
Besorgniserregend sei weiterhin der Umstand, dass die 112 Abweisungsbeschlüsse im ersten Halbjahr um ein Fünftel (plus 20,43 Prozent) über den bereits erhöhten Vorjahreswerten liegen. "In diesem Bereich liegen wir mit einem Plus von 21,74 Prozent auch über den Werten des ersten Halbjahres 2019." Diese Abweisungsbeschlüsse würden Unternehmungen betreffen, "bei denen nicht einmal freies Vermögen 4000 Euro für eine Kostendeckung vorhanden ist – und welche zumeist durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen künstlich am Leben erhalten wurden", so der AKV.