Kein Grund zum Jubeln hat derzeit der heimische Kfz-Handel. Denn obwohl die aktuelle Neuzulassungsstatistik von Statistik Austria für das erste Halbjahr ein Plus von 16,7 Prozent aufweist, herrscht bei den Autohändlern Katerstimmung. "Das sind überwiegend Fahrzeuge, die in den Vorperioden – also 2021 und 2022 – bestellt und bezahlt wurden und erst jetzt ausgeliefert wurden", sagt Hubert Aichlseder, Obmann des Kärntner Fahrzeughandels. Seit Jänner 2023 seien die Auftragseingänge massiv eingebrochen und "so schlecht wie noch nie".

Vor allem die privaten Kunden würden aktuell den Autokauf verschieben, wenn er nicht zwingend notwendig ist. Sowohl der Ukraine-Krieg als auch die Teuerung bei Lebensmitteln, Krediten und Gastronomie sorgen für Verunsicherung und verderben vielen die Konsumlust. Dies sei ein Trend, der aktuell ganz Europa betreffe. "Der private Autokauf hat sich nahezu halbiert. Bei den Firmen sind die Verkäufe nicht so schlecht, aber auch nicht rosig", sagt der Branchensprecher. Denn viele Transporterkäufe seien aufgrund von Steueränderungen vorgezogen worden und würden jetzt fehlen. Entsprechend trübe seien die Aussichten für das restliche Jahr. "Dass der Markt blitzartig anspringt, ist nicht zu erwarten", sagt Aichlseder. Man hoffe auf eine "gewisse Normalität ab 2024". Allerdings sei zu erwarten, dass aufgrund der vorangegangen schwierigen Jahre einige Autohändler auf der Strecke bleiben.

Abwarten kann sich lohnen

Für die Kunden kann sich das Abwarten durchaus lohnen. "Im Herbst erwarten wir eine Autoschwemme, die in einer Rabattschlacht münden kann. Schon jetzt sind erste Anzeichen feststellbar", sagt Aichlseder. Die Preisnachlässe werden nach Hersteller und Modellen unterschiedlich ausfallen, doch der Experte meint: "Wer beim Autokauf ein bisschen flexibel ist, kann sich viel Geld sparen."

Der Anteil der Fahrzeuge mit alternativen Antrieben nimmt zu. Der Branchensprecher geht davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzten wird. Reine Elektrofahrzeuge seien für viele Firmen als Dienstfahrzeuge und Firmenwagen attraktiv, doch bei privaten Käufern sei eine gewisse Hemmschwelle spürbar. "Das hat auch mit der Ladeinfrastruktur zu tun. Wenn jemand im siebenten Stock eine Wohnung hat und keine eigene Ladestation installieren kann, überlegt er sich das. Denn öffentliche Supercharger können mit 80 Cent pro Kilowattstunden recht teuer sein", sagt Aichlseder, der selbst seit zwölf Jahren E-Autos fährt, aber bei längeren Fahrten nach wie vor auf Diesel oder Benzin setzt.

"Stehen bei privaten Verkäufen nahe der Nulllinie"

Für die Autobranche und die Händler sind die aktuellen Neuzulassungszahlen also ein Trugschluss. Denn die Zuwächse stammen aus dem Auftragsbestandsabbau. Die Aufträge, die zum Teil weit ins letzte Jahr zurückreichen, werden jetzt abgearbeitet – und die Autos aufgrund der alten Lieferprobleme erst jetzt ausgeliefert.

Der Neuwagenmarkt stagniere jedoch, die Kunden warten auf Aktionspreise oder Jahreswägen.

Bei der E-Mobilität sei die Zurückhaltung groß. Auch WK-Bundesgremialobmann Klaus Edelsbrunner bestätigt den Grundtenor in der Händlerschaft: "Wir stehen bei den privaten Verkäufen nahe der Nulllinie. Wir verkaufen ab und zu einen, aber die Nachfrage ist nicht das, was sich Politik und Industrie wünschen. Der Privatmarkt ist in Österreich verschwindend klein, von den rund 34.000 Zulassungen im letzten Jahr waren nur 6000 Privatkäufer." Dazu kommt, dass der Flottenmarkt vorerst gesättigt scheint. Auch der Verkauf von gebrauchten E-Autos stagniere.

Schlechte Verkaufslage führt zu Rabattschlacht

Laut Edelsbrunner passen "die Rahmenbedingungen für die E-Mobilität nicht". Die Unsicherheitsfaktoren: Infrastruktur, Inflation, Krieg, gestiegene Energiepreise beim Laden sowie Reichweitenangst und Technologieunsicherheit.

Viele warten auf bessere Batterien und günstigere E-Autos – hier sind erst 2025 spürbare Fortschritte zu erwarten.

Dazu kommt, dass die Hersteller kräftig an der Preisschraube drehten, bis die Kunden verweigerten. Die schlechte Verkaufslage drängt sie in eine Rabattschlacht. Tesla hat die Preisrallye in Gang gesetzt. Im Juni 2022 wurde ein Tesla Model 3/RWD/Basis noch um 57.390 Euro angeboten. Im Februar 2023, also knappe acht Monate später, sah man das gleiche Modell mit einem Preisschild von 44.990 Euro, also um 12.400 Euro weniger! Zuletzt setzte Cupra beim Born die Rabattkarte ein, man warb mit bis zu 10.000 Euro Preisersparnis.

"Die fetten Jahre sind vorbei"

Hans Peter Schützinger, Sprecher der Geschäftsführung der Porsche Holding Salzburg, sagt: "Die fetten Jahre für den Autohandel mit hohen Erträgen bei gleichzeitig weniger Stückzahlen sind so gut wie passé. Das wieder deutlich höhere Rabattniveau und die steigenden Kundenaktionen sind ein klarer Indikator dafür, dass sich der Markt von einem Verkäufermarkt zum Käufermarkt dreht."

Das EU-Ziel von 95 Gramm CO₂ je Kilometer wurde über alle Neuzulassungen hinweg übrigens insgesamt verfehlt: Man liegt bei 106,7 g/km (2022: 116,8 g/km).