Beruf und Familie sind in Österreich nicht leicht zu vereinbaren. So gibt es für unter Dreijährige nur schwer eine entsprechende Kinderbetreuung. Da viele Mütter aufgrund mangelnder Betreuungsplätze nur einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen können, ist auch der Gender-Gap entsprechend groß, geht aus einer aktuellen Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria hervor. Im Vergleich der EU-27 Staaten plus Schweiz und Norwegen belegt Österreich nur den 20. Platz.
Die Kinderbetreuung müsse qualitativ hochwertig, örtlich erreichbar und zeitlich flexibel sein, so ein wesentlicher Punkt der Untersuchung. Da dies nur mangelhaft gegeben sei, würden Frauen öfter Teilzeitarbeit übernehmen. Und dies fördere die Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt. Eine institutionelle Kinderbetreuung fördert der Untersuchung zufolge die Erwerbsintegration von Müttern, die dann auch ihre Arbeitszeiten ausweiten können.
Österreich brauche eine höhere Betreuungsquote bei unter Dreijährigen mit mehr als 29 Stunden Betreuungszeiten pro Woche. "Hier gilt es, sich an den skandinavischen Ländern oder auch Slowenien zu orientieren, die höhere Betreuungsquoten als hierzulande aufweisen. Institutionelle Kinderbetreuung findet bei unter Dreijährigen in einem nennenswerten Ausmaß nur bei kurzen Betreuungsumfängen unter 30 Stunden pro Woche statt. Eine tägliche Betreuungszeit von weniger als sechs Stunden ist kaum mit einer Vollzeitbeschäftigung der Mütter bzw. beider im Haushalt lebender Elternteile vereinbar", wird EcoAustria-Direktorin Monika Köppl-Turyna zitiert.
Ein weiteres Problem sei aktuell der Fachkräftemangel. "Für eine Ausweitung der Kinderbetreuung sind qualifizierte Fach- und Betreuungskräfte und ebenso assistierende MitarbeiterInnen erforderlich, die bei gegebener Arbeitskräfteknappheit insbesondere in ruralen, kleinräumigen Siedlungsgebieten nicht so leicht gefunden werden können", so Köppl-Turyna.
Hohe Ausgaben, schlechte Leistungstests
Die entsprechende Betreuung habe aber noch weitere Vorteile: "Frühkindliche Bildung und die möglichst breitflächige Einbeziehung in Elementarpädagogik können sich positiv auf den späteren Bildungserfolg der Kinder und auf die Integration von bildungsbenachteiligten Kindern auswirken. Dabei ist festzustellen, dass Österreich im internationalen Vergleich zwar zu den Ländern mit den höchsten schulischen Bildungsausgaben pro Schüler gehört, Österreichs Schüler aber gleichzeitig nur mittelmäßige Ergebnisse bei gängigen Leistungstests wie PISA, PIRLS oder TIMSS erzielen", so die Untersuchung von EcoAustria.
Die im Europa-Vergleich führenden Staaten sind etwa Schweden und Dänemark mit einem Wert von jeweils 0,78, aber auch Slowenien (0,77) oder Norwegen (0,71) erzielen deutlich höhere Werte. Österreich kommt auf einen Indikator von 0,48.