Einmal mehr waren Hunderte Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung und Politik der Einladung der steirischen Industriellenvereinigung zum traditionellen Sommerempfang ins Messecenter Graz gefolgt. Und einmal mehr nutzte Industrie-Präsident Stefan Stolitzka den Abend für ein Plädoyer für Mut und Zuversicht, wenngleich er einräumte: „Die gegenwärtige Stimmung erschwert es den Menschen und unserer Industrie, das zu tun, was ihrem Selbstverständnis entspricht: für eine nachhaltig gute Qualität des Lebens in der Steiermark zu sorgen.“ Gerade in herausfordernden Zeiten brauche es „ein gesellschaftliches Miteinander – Offenheit und Brücken, statt Gräben tiefer zu ziehen“, so Stolitzkas Appell.
Er forderte „standortpolitische Rahmenbedingungen, die fördern und nicht hemmen“, trat für Technologieoffenheit ein, denn auf „zu enge technologische Zielvorgaben zu setzen, ist rückwärtsgewandt“. Das verbaue alternative Wege, sei „irrational, vielfach ideologisch geprägt, wissenschaftsfeindlich, unklug und letztlich verantwortungslos“, so Stolitzka.
"Wie wollen wir demografische Megalücke schließen?"
Kritik übte er daran, dass sich „viele Verantwortungsträger in Politik und Sozialpartnerschaft im Umfeld der großen Verunsicherung und der Zukunftsängste in der Bevölkerung verführen lassen, sie glauben, von Polarisierung profitieren zu können. In einem Klima von Neid und Missgunst, politisches Kleingeld wechseln zu können“. Dieses Klima habe auch die „Verhöhnung von Leistung und Arbeit zur Folge“. Stolitzka stößt sich zudem an der „negativen Einstellung zur Immigration“ in Österreich und wirft die Frage auf, wie man die besten Köpfe aus aller Welt dazu bringen soll, "in unserer steirischen Industrie zu arbeiten, wenn der Eindruck entsteht, in Österreich will man euch nicht". Stolitzka: „Wie wollen wir dann nur unsere demografische Megalücke schließen, frage ich mich? Bis 2030 fehlen uns alleine daraus 500.000 Menschen am Arbeitsmarkt.“ Mehr Offenheit sei auch im Zusammenhang mit Handelsabkommen wie Mercosur gefragt. Vermögenssteuern lehnt er ebenso ab, wie Ideen, zur Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. Das sei „ganz einfach eines: wohlstandsgefährdend“.
"Mehr Freaks, mehr Unangepasste"
Als Keynote-Speaker fungierte – wie bereits 2014 – der deutsche Moderator und Kabarettist Vince Ebert. Der Diplom-Physiker, der mit seinem Buch, „Lichtblick statt Blackout“ seit Monaten in den bestsellerlisten vertreten ist, überzeugte mit Humor und Wortwitz. Die deutsche Energiewende rund um Kohle- und Atomausstieg beschrieb er so: „Die Politik ist vom Dach gesprungen und hofft, bis zum Aufprall doch noch Fliegen zu lernen.“ Auch Ebert plädiert klar für mehr Technologieoffenheit. Wer ständig nur mit Untergang und Katastrophe drohe, beraube sich der Chancen auf Lösungen. Einer seiner Appelle: Es brauche „mehr Freaks, mehr Unangepasste“.