Aufgrund der krisenhaften Zeit und der hohen Inflation rechnete Ralph Müller, der Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung, durchaus mit Prämienfreistellungen, Stornierungen, Vertragskündigungen. Das Gegenteil ist der Fall. "Wir haben ein solides erstes Quartal mit 5,3 Prozent Prämienwachstum hinter uns. Vor allem Schaden- und Unfall-, sowie Krankenversicherungen nehmen zu", sagt Müller, der am Mittwoch zur Landesbeiratssitzung in Pörtschach war. "In der Kette der Dinge, die abgeschafft werden, sind wir offenbar relativ weit hinten. Das liegt wohl unter anderem an den Gehaltsabschlüssen." Die höheren Zinsen: Gut für die zuletzt sich schleppend entwickelnde Sparte Lebensversicherung und Altersvorsorge, weil die  Gewinnbeteiligung attraktiver ist. Die Teuerung: Erhöht die Prämien, macht aber für die Versicherungen auch die Schäden kostspieliger. Autoreparaturen zum Beispiel - sie wurden um 10,5 Prozent teurer. Im Versicherungssprech ist von "Schadensinflation" die Rede.

Der aktuelle Slogan der Wiener Städtischen lautet "Eine Sorge weniger", sie selbst hat eine Sorge mehr: den Klimawandel. 200 Millionen Euro kosteten Naturkatastrophen die Versicherung 2021, im Vorjahr waren es 120 Millionen. "Heuer halten wir bisher bei 30 Millionen. Aber die harten Wochen kommen erst", sagt Müller am Tag nach einer neuerlichen Gewitternacht.

Rat zu Höherversicherung

Analog dazu sind Status quo und Herausforderungen der Wiener Städtischen in Kärnten und Osttirol. 206 Mitarbeiter und 180.000 Versicherte zählt sie aktuell - statistisch ist also jeder dritte Kärntner Kunde. Mit einem Marktanteil von knapp 18 Prozent ist die Wiener Städtische die zweitgrößte Versicherung im Land. Landesdirektor Ferdinand Bucher kann für das erste Quartal ein vierprozentiges Wachstum vorweisen - nach einem Prämienvolumen von 193 Millionen Euro im Vorjahr. Er vernimmt aufgrund der "Suche nach Sicherheit und Halt" eine "gute Dynamik im Neugeschäft", unseligerweise aber auch bei Hagelschäden: Allein der 21. Juni hat die Versicherung in Kärnten und Osttirol zwei Millionen Euro gekostet. Die Zunahme der Unwetterschäden bei gleichzeitiger Erhöhung der Immobilienpreise und -werte, veranlasst Bucher einmal mehr, vor der Gefahr einer Unterdeckung in der Eigenheim-Versicherung zu warnen.