Die Kirche, die Berggipfel, der Großglockner: Die Ansicht von Heiligenblut am Fuße zählt zu den schönsten Postkartenmotiven in Österreich. Doch die 960-Einwohner-Gemeinde auf 1288 Meter Seehöhe steht vor touristischen Herausforderungen - der demografische Wandel, die Veränderung der Nachfrage, Digitalisierung, Internationalisierung.
1993/94 verzeichnete Heiligenblut 281.000 Nächtigungen, 2022/23 noch 193.000. Der Ort mit 2139 Betten hat zwar den Vorteil, Ausgangspunkt der Großglockner Hochalpenstraße zu sein, ist aber als Skigebiet so anders als andere Orte. Der Slogan: "Wild, mystisch, heimelig". Will das die Zielgruppe?
So weit, so ungewiss
Zuletzt wechselten diverse Beherbergungsbetriebe den Besitzer. Das Landhotel Post gegenüber der Talstation und das Sporthotel Heiligenblut gehören seit einigen Jahren der Heiligenblut Hotel GesmbH, die wiederum der ungarischen Hotelkette Hunguest gehört. Diese wiederum ist Teil der Holding Opus Global, an der der ungarische Lörinc Mészáros beteiligt ist, einer der reichsten Männer Ungarns, der als Orban-Getreuer gilt. Das Landhotel Post sperrt in dieser Sommersaison gar nicht auf. Aus "technischen" Gründen. Soweit so ungewiss.
Neues Leben will jetzt die Unternehmensgruppe von Thomas Seitlinger, die Tomas Group, nach Heiligenblut bringen. Der Oberösterreicher mit Wohnsitz in Velden, unter anderem bekannt als Besitzer der Burgruine Finkenstein und Investor am Hochrindl und auf der Gerlitzen und Betreiber der Galerie "Art ist" in der Klagenfurter Innenstadt, hat den Kärntnerhof gekauft. Zur Zeit geschieht eine Kernsanierung. Noch heuer im Dezember soll das Traditionshaus mit Blick auf den Großglockner als Vier-Sterne-plus-Hotel wieder aufgesperrt werden. Als Betreiber bleibt die Familie Fleißner mit an Bord. "Eine Win-Win-Situation für uns", sagt Roland Wöss, der Vorstand der Tomas Group. Geplant sei, den Kärntnerhof ganzjährig zu führen - mit 40 Zimmern bzw. Suiten und 80 bis 120 Betten.
Seitlinger wie auch Wöss sehen "in Heiligenblut ein hohes Entwicklungspotenzial" und keineswegs ein verschlafenes Bergdorf. "Wir möchten etwas in Gang bringen, das touristische Juwel Heiligenblut weiterentwickeln. Und wenn sich etwas tut, stößt das wieder andere Projekte an", wissen die beiden aus Erfahrung. Weswegen die Tomas Group nun noch ein weiteres Haus unter ihre Fittiche genommen hat: das Chalet Hotel Senger. Auch hier gibt man den Kaufpreis nicht bekannt. "Derzeit sind wir in der Konzeptentwicklung und Planungsphase", berichtet Wöss. Und auch bei diesem Projekt ist eine Renovierung bzw. Erweiterung geplant. Im kommenden Jahr sollen Wellnessbereich und Zimmerausgestaltung neu gemacht werden.