Die Welser Doppler-Gruppe verkauft ihr Treibstoffgeschäft an den teilstaatlichen Mineralölkonzern Orlen aus Polen. Konkret erwirbt Orlen 266 Tankstellen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Unter dem Vorbehalt, dass die Kartellbehörden zustimmen, soll der Verkauf Ende 2023 bzw. Anfang 2024 über die Bühne gehen. Nicht verkauft werden die dazugehörigen Tankstellenimmobilien, das Flüssiggasgeschäft sowie das Logistikgeschäft und die Eichstelle.
Die Doppler-Gruppe hatte Turmöl im Jahr 2003 übernommen. Mit etwas mehr als 260 Tankstellen hat Turmöl laut eigenen Angaben einen Marktanteil in Österreich von zehn Prozent. Für 2022 hatte die Doppler-Gruppe einen Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro gemeldet und mehr als 1,3 Milliarden Liter Kraftstoff abgesetzt.
Die polnische Orlen S.A. gehört zu 49,9 Prozent dem polnischen Staat und machte 2022 einen Umsatz von 278 Milliarden Zloty (62,6 Milliarden Euro).
Geschichte seit 1932
Die Doppler-Gruppe erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro und beschäftigt 640 Mitarbeiter. "Doppler will bis 2025 in Österreich Marktführer im Tankstellengeschäft werden", hatte Geschäftsführer Franz Joseph Doppler bei der Präsentation der Jahreszahlen 2022 noch als Devise ausgegeben. Der Verkauf von Diesel, Benzin und Heizöl im Tank- bzw. Kesselwagen ist mit einem Umsatz von zuletzt 700 Millionen Euro das zweite große Standbein der Doppler-Gruppe. Mit Doppler-Aviation werden zudem regionale Flughäfen beliefert.
Seinen Ursprung hat das 1932 in Wels in Oberösterreich. Damals stieg Franz Doppler, der Großvater des heutigen Eigentümers, in den Großhandel mit Mineralölprodukten ein. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stieg Doppler ins Tankstellengeschäft ein und führte die Marke Aral in Österreich ein. Ab 1967 trat die Gruppe dann unter der Marke Shell auf, 1980 wechselte man zu Esso, bevor man dann 2001 auf die Marke BP umstellte. In dem Kontext wechselte auch der damalige Tankstellenchef der BP Austria, Bernd Zierhut, als zweiter Vorstand zur Doppler-Gruppe – ein Posten, den er bis heute innehat.
Einer der wichtigsten Schritte in der Firmengeschichte folgte dann 2003: Die Doppler-Gruppe kauft die Tankstellenkette Turmöl und besitzt damit erstmals eine eigene Tankstellenmarke. 2021 gingen Doppler und BP dann getrennte Wege. Alle bestehenden Doppler-BP-Tankstellen wurden zu Turmöl-Tankstellen umgebaut, womit die Doppler-Gruppe nur mehr unter der Marke Turmöl-Tankstellen betrieb.
"Zum roten Turm"
Eine wechselhafte Geschichte hat auch Turmöl selbst. Laut der Webseite des Unternehmens wurde Turmöl Ende der 1940er von der sowjetischen Besatzungsmacht zunächst unter dem Namen "Zum roten Turm" gegründet. Danach sei die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) Eigentümerin gewesen, was aber erst 1980 publik geworden sei, als die KPÖ wegen Streitigkeiten um die Eigentümerschaft vor Gericht zog. 2003 wurde das Unternehmen dann an die Doppler-Gruppe verkauft.