Die Inflationsrate für Juni 2023 beträgt voraussichtlich 8,0 Prozent, wie aus Berechnungen von Statistik Austria im Rahmen einer Schnellschätzung hervorgeht. "Im Juni 2023 hat sich die Teuerung weiter eingebremst. Einer ersten Schätzung zufolge liegt die Inflation bei 8,0 Prozent, nach 9,0 Prozent im Mai." Das ist der niedrigste Wert seit Mai 2022.
"Preissteigerungen weiter leicht abgeschwächt"
Der Rückgang gehe in erster Linie darauf zurück, dass die Preise für Treibstoffe und Heizöl im Vergleich zum Juni des Vorjahres deutlich gesunken sind, so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
"Darüber hinaus haben sich die anhaltend hohen Preissteigerungen in der Gastronomie, bei Haushaltsenergie und bei Nahrungsmitteln im Juni weiter leicht abgeschwächt."
Gegenüber dem Vormonat Mai steigt das Preisniveau um 0,5 Prozent. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für Juni 2023 liegt bei plus 7,8 Prozent, das ist ein Plus von 0,3 Prozent zum Vormonat, geht aus den am Freitag präsentierten Daten der Statistik Austria hervor.
Inflation im Euro-Raum lässt deutlich nach
Die Inflation im Euroraum hat dank sinkender Energiepreise erneut deutlich nachgelassen und liegt deutlich unter jener in Österreich. Die Verbraucherpreise stiegen im Juni binnen Jahresfrist um 5,5 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Im Mai war die Teuerung noch bei 6,1 Prozent gelegen, nach 7,0 Prozent im April.
In Österreich liefern vor allem die Energiepreise weiterhin einen hohen Beitrag zur Teuerung, im Euroraum schlagen hier sinkende Preise bereits stärker durch, erklärte Wifo-Ökonom Josef Baumgartner im Gespräch mit der APA. Auch die Dienstleistungspreise liegen hierzulande deutlich höher als im Euroraum. "Die Kerninflation steigt in Österreich noch, im Euroraum schon nicht mehr", sagte Baumgartner.
Folge der Lohnabschlüsse?
Im Dienstleistungsbereich machen die Löhne einen großen Teil der Kosten aus, die Lohnentwicklung habe hier heuer im ersten Quartal deshalb zu höheren Preisen geführt. Zuletzt hatte es in Österreich Diskussionen darüber gegeben, ob die hohe Inflation eine Folge der Lohnabschlüsse von rund plus zehn Prozent ist. Basis für die Kollektivvertragsverhandlungen ist traditionell die Inflationsrate der zurückliegenden zwölf Monate.
2022 hätten die höheren Löhne hingegen nicht preistreibend gewirkt, Schuld an der hohen Inflation waren im vergangenen Jahr vor allem die Energiepreise. "Die Energiewirtschaft, die Mineralölwirtschaft, die Bauwirtschaft und auch die Landwirtschaft haben 2022 satte Gewinne eingefahren", so der Wifo-Experte. Die Reallöhne seien im vergangenen Jahr um knapp 4 Prozent gefallen.
Rund 5 Prozent Inflation bis Jahresende
Bis Jahresende dürfte die Inflation hierzulande laut Wifo-Einschätzung deutlich zurückgehen und schließlich rund 5 Prozent erreichen. Baumgartner rechnet aber damit, dass Österreich heuer und im nächsten Jahr weiterhin bei den Euroraum-Ländern mit den höchsten Inflationsraten liegen wird. Das habe auch mit dem Lohnsystem zu tun: "Gewerkschaften wollen den Kaufkraftverlust abgegolten haben, das hat im nächsten Jahr höhere Lohnkosten zur Folge und verlangsamt den Rückgang der Inflation", so der Wifo-Ökonom. Das Ziel der Europäischen Zentralbank, die Teuerungsrate auf 2 Prozent zu begrenzen, wird Österreich laut Wifo-Einschätzung erst 2026/27 erreichen, später als andere Euroländer.