Wie hoch sind die Sparzinsen, die die BKS Ihren Kunden derzeit bezahlt?
HERTA STOCKBAUER: Das hängt davon ab, um welche Einlagen es sich handelt. Ein Konto mit 24-monatiger Bindung bietet den Zinssatz von 2 5/8 Prozent. Darüber hinaus bieten wir Emissionen mit Zinsen deutlich über drei Prozent.
Der Leitzins ist auf vier Prozent geklettert, die Banken heben die Kreditzinsen rasch an, die Sparzinsen steigen nur schleppend.
Dieser Vorwurf ist ungerechtfertigt. Wir haben auf der Kreditseite Indikatorbindungen oder Fixzinssätze, ebenso auf der Einlagenseite. Die Steigerung der Indikatoren wird im gleichen Ausmaß für Kredite und Einlagen angehoben.
Die Banken erhalten bei der EZB für veranlagtes Geld 3,5 Prozent. Warum bekommen Sparer von den Banken viel weniger?
Die Zinsen kommen diesem Zinssatz mit einer Zeitverzögerung hinterher – entweder am 30.6. oder am 31.7. Die Sparzinsen werden weiter steigen.
Es gibt kaum Wettbewerb zwischen den Banken um Spareinlagen, weil Banken so liquide sind?
Die Banken sind sehr liquide. Allerdings lässt die EZB die Tender-Programme auslaufen und damit wird dem Markt etwas Liquidität entzogen.
Feilschen Kunden bereits am Bankschalter um höhere Zinsen?
Ja, aber das kam immer vor und kommt auch in diesen Zeiten vor – auf der Kredit- und Einlagenseite wird nachgefragt.
Die andere Seite der Medaille: Kredite werden immer teurer. Wie sehr sind Ihre Kreditnehmer dadurch bereits belastet?
Die Zinsbelastung und die Raten sind deutlich gestiegen. Wir sind aber noch nicht höher als etwa zu Beginn der 2000er-Jahre, da hatten wir Leitzinssätze bei 4,75 Prozent. Wir sehen kaum Fragen nach Erstreckung der Laufzeiten oder gar Zahlungsrückstände.
Finanzielle Spielräume sind also da?
Wir kalkulieren mit Vorsicht und berechnen, ob Kunden auch einen höheren Zinssatz tragen können. Bis jetzt ist diese Zinswende wirtschaftlich gut verkraftet worden. Aber negative Folgen kommen immer mit Verzögerungen.
Wie hoch wird der Euro-Leitzins noch steigen?
Im Juli kommen wohl noch einmal 25 Basispunkte dazu, es könnte noch eine zweite Erhöhung kommen. Am Markt wird damit gerechnet, dass die Zinsen zu Jahresbeginn 2024 wieder sinken.
War es nicht fahrlässig, bei einem Nullzinssatz variabel verzinste Kredite zu vergeben?
Im Nachhinein ist so etwas sehr leicht zu beantworten. Aber wer konnte voraussagen, dass die EZB achtmal in einem Jahr den Leitzins erhöht?
Die Vergabe von Wohnbaukrediten ist um 50 Prozent eingebrochen – fürchten Sie um die Bauwirtschaft?
Um die Baubranche mache ich mir keine Sorgen, weil das Loch, das der Wohnbau gerissen hat, durch Investitionen im Bereich der grünen Energien geschlossen wird. Aber auch die Nachfrage nach Immobilien wird zurückkommen.
Die eingetrübte Wirtschaftslage besorgt Sie?
Die Stimmung ist schlecht, wohin man auch schaut. Es gibt viel Zurückhaltung in der Industrie, im Dienstleistungsbereich ist es viel besser.
Muss die Politik gegensteuern?
Der Staat wird das tun müssen, wir brauchen für die Energiewende extreme Investitionen.
Was erwarten Sie sich von der Einführung des digitalen Euros?
Es ist die Lösung für ein Problem, das es eigentlich nicht gibt. Wir haben genug Zahlungsdiensteanbieter – ich weiß nicht, ob die EZB die richtige ist, um als weiterer Anbieter aktiv zu werden.
Ihr Vertrag als Vorstandsvorsitzende endet mit 30.6.2024. Werden Sie ihn verlängern?
Ich habe dem Aufsichtsrat gesagt, dass ich mich dieses Jahr entscheide. Ich werde ihm bis Jahresende kommunizieren, ob ich noch einmal verlängere oder ob dann Schluss ist. Beides ist möglich. Ich bin noch immer mit großer Freude am Werk.