Laut Gewerkschaft GPA haben zahlreiche der 250 Beschäftigten der 25 Standorte umfassenden Genossenschaft Adeg Wolfsberg in den vergangenen Tagen die Kündigung erhalten. Noch sei ungewiss, wie viele Standorte im Raum Wolfsberg und Völkermarkt bestehen bleiben. Manche haben auch angeschlossene Restaurants, daher sind nicht nur Handelsangestellte, sondern auch Gastro-Mitarbeiter betroffen. Diese und die Arbeiter in den Lagern und Lkw-Fahrer werden von der Gewerkschaft Vida vertreten. Rund 20 Arbeiter(innen) hätten bereits ihre Kündigung erhalten, meldet Vida-Landessekretär Florian Klengl. Deren Dienstende sei bereits mit September fixiert. "Sehr irritierend ist, dass diese Betroffenen eine Verschwiegenheitsvereinbarung unterzeichnen mussten, bevor sie die Kündigung erhalten haben", sagt Klengl. Weitere 20 Personen, die überwiegend in der Gastronomie tätig sind, würden noch "in der Luft hängen". Bereits seit Monaten herrsche Unbehagen in der Belegschaft, es habe Übernahmegerüchte gegeben.

Die GPA lädt Betroffene am Mittwochabend (19.15 Uhr) zu einer Infoveranstaltung in die Arbeiterkammern Wolfsberg und Völkermarkt. Denn, so Günther Granegger von der GPA: "Adeg hat keinen Betriebsrat." Daran können auch die betroffenen Lagerarbeiter, Gastromitarbeiter und Fahrer teilnehmen, obwohl für sie die Vida zuständig ist. "Zusätzlich bieten wir Beratungsgespräche an", so Klengl.

Angebot an Adeg-Mitarbeiter

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Adeg Wolfsberg ist ebenso wie Adeg Zell am See eine eigenständige Genossenschaft, die nichts mit den Adeg-Geschäften der Rewe-Gruppe zu tun hat. Adeg Zell am See hat sich vor einem Jahr der Eurogast-Gruppe angeschlossen. Sie firmiert seither unter Alpin Gastro Markt. Adeg Wolfsberg ist einzig durch einen Kooperationsvertrag mit der Adeg Österreich AG verbunden. Der Firmensitz ist in St. Andrä. Zur Genossenschaft gehören neben den 17 Adeg-Einzelhandels-Standorten auch selbstständige Kaufleute.

Bisher gibt es es nur Gerüchte über einzelne Märkte im Lavanttal und im Bezirk Völkermarkt, die von der Schließung betroffen seien. Die Rede ist von St. Paul, Poggersdorf und Völkermarkt. Das Geschäft in Völkermarkt samt angrenzendem Selbstbedienungs-Restaurant soll im September geschlossen werden, die Mitarbeiterinnen erwarten die Kündigung in der kommenden Woche.

Unklarheit herrscht auch darüber, mit wem Adeg Wolfsberg in Bezug auf eine Übernahme der Geschäfte verhandelt - mit privaten Kaufleuten oder en gros mit einem einzigen Übernehmer. "Wir sind bestrebt, die Standorte zu erhalten. Wir sind in Verhandlungen", sagt der Geschäftsführer der Adeg Gruppe Wolfsberg, Arno Riedl, zur Kleinen Zeitung. Ende März wurde der Adeg-Markt in Lavamünd "aus wirtschaftlichen Gründen" geschlossen.

Adeg Wolfsberg-Geschäftsführer Arno Riedl: "Wir sind in Verhandlungen."
Adeg Wolfsberg-Geschäftsführer Arno Riedl: "Wir sind in Verhandlungen." © KK

Unabhängig davon tun sich für die gekündigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Perspektiven auf. Die Handelskette Lidl, die in Österreich 250 Filialen und davon 24 in Kärnten betreibt, wirbt um sie und lädt zur Bewerbung ein. "Erst kürzlich hatten wir in Wolfsberg einen erfolgreichen Bewerbertag und konnten neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen. Einige Stellen sind aber noch frei", so Franz Possegger, Vertriebsleiter Region Kärnten bei Lidl Österreich. Auch Spar Kärnten gibt sich "bestürzt" über die Kündigungen. Von dort heißt es: "Wir sprechen die Einladung an alle aus, sich bei uns zu bewerben." Und auch die Rewe-Marken Billa, Penny und Bipa sind an Bewerberinnen interessiert.

Seinerzeit im Pfundner-Stadl

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Gegründet wurde die Genossenschaft Adeg Wolfsberg 1953 durch einen Zusammenschluss von 17 Kaufleuten. Im "Pfundner-Stadl" in Wolfsberg wurden die ersten Lager- und Büroflächen bezogen. 1959 hatte die junge Genossenschaft bereits 61 Mitglieder, 1970 war der Höchststand mit 91 Mitgliedern erreicht. 1971 erwarb die Genossenschaft ein Grundstück im Süden von Wolfsberg, auf dem ein Jahr später das Euco-Center errichtet wurde, das erste Einkaufszentrum im Lavanttal. 1985 wurde der Firmensitz von Wolfsberg nach St. Andrä verlegt.