Mitte Jänner haben Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) und E-Control eine gemeinsame Taskforce zur Untersuchung der Situation auf den Strom- und Gasmärkten eingerichtet. Erklärtes Ziel: Die Taskforce soll die Entwicklung der Strom- und Gaspreise und Beobachtung des Zusammenwirkens der Großhandelspreise und Endkundenpreise auf Plausibilität prüfen. Man habe die Expertise von E-Control und BWB zusammengeschlossen und Synergien gebildet, betonen BWB-Leiterin Natalie Harsdorf-Borsch und E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch.
Vorgelegt wurde am Dienstag ein erster 100-seitiger Zwischenbericht. Fazit: Der Wettbewerb am heimischen Energiemarkt sei 2022 quasi zum Erliegen gekommen, die Marktkonzentration in den jeweiligen Stromnetzen sei zudem extrem hoch. Zum Jahresende hin habe es kaum mehr Möglichkeiten zum rentablen Anbieterwechsel gegeben. Viele Menschen, die gezwungen waren, den Anbieter zu wechseln, sahen sich enorm hohen Preisen gegenüber.
Die meisten österreichweiten Anbieter hätten sich bis im Oktober 2022 in ihre regionalen Märkte zurückgezogen, erklärt Urbantschitsch. Harsdorf-Borsch betont, dass es im selben Monat im Tarifkalkulator der E-Control nur mehr 20 Produkte im Angebot gegeben habe. Darunter aber auch einige mit "Mondpreisen", ergänzt Urbantschitsch.
Die Entwicklung spiegelte sich auch bei den Wechselraten wider – diese lagen 2022 bei 2,2 Prozent für Strom und bei vier Prozent beim Gas. Auch im ersten Quartal heuer zeichne sich kein "Turnaround" ab, so die BWB-Chefin. Jene, die den Anbieter gewechselt haben, hätten dies zudem oft unfreiwillig getan – weil ihr vorheriger Anbieter sie kündigte oder sich gar ganz aus dem Markt zurückzog, oder weil sie z. B. aus privaten Gründen umziehen mussten.
Ungleiche Behandlung von Bestands- und Neukunden
Die gemeinsame Taskforce von E-Control und BWB habe sich die Preise auf dem Energiemarkt in den vergangenen Monaten angesehen und mit fiktiven Beschaffungskosten der Anbieter verglichen. Da man keinen Einblick in die realen Kostenstrukturen der Unternehmen habe, seien mehrere fiktive Modelle erstellt worden, die sich darin unterscheiden, wie weit im Voraus Unternehmen sich mit Strom und Gas an den Großhandelsmärkten eindecken.
Bei dieser Analyse habe sich die ungleiche Behandlung von Bestands- und Neukunden sehr deutlich gezeigt: Bei Bestandskunden bewegten sich die Preise weitgehend mit den Kosten mit. Beim Strom lagen sie in den meisten Fällen sogar unter den Beschaffungskosten. Anders bei den Stromneukunden: Hier hätten viele Unternehmen die gesunkenen Kosten nicht weitergegeben. Für Urbantschitsch stelle sich hier die Frage, ob die günstigen Preise der Bestandskunden über die Neukundenpreise quersubventioniert wurden. Die Thematik betreffe zudem nicht nur kleine Alternativanbieter, sondern auch die großen Landesenergieversorger.
Anpassungen in zeitlicher Nähe zur Strompreisbremse
Angeschaut hat man sich auch, wie sich der Stromkostenzuschuss ausgewirkt habe. In zeitlicher Nähe zur Bekanntgabe der Beihilfen hätten einzelne Anbieter ihre Preise angepasst, erklärte Harsdorf-Borsch. Auch nachdem die Großhandelspreise gesunken sind, könne man beobachten, dass beim Strom die Endkundenpreise weniger schnell reagierten als beim Gas, wo es keinen Zuschuss gibt.
Schwierigkeiten sehen E-Control und BWB zudem bei den Preisanpassungsklauseln. Diese würden oft vorsehen, dass der Gesamtpreis mit steigenden Beschaffungskosten angehoben werden kann. Bei gleichbleibenden Fixkosten seien dadurch die Margen der Unternehmen wesentlich gestiegen, so Urbantschitsch.
Starke Marktkonzentration
Hintergrund der Untersuchung ist die starke Marktkonzentration im Energiebereich. Der Herfindahl-Hirschman-Index, der diese misst, sei 2022 in so gut wie allen Bundesländern gestiegen. Mit Blick auf die letzten Jahre lassen sich hier grob zwei Gruppen identifizieren: Wien, Kärnten, Oberösterreich und die Steiermark mit einer etwas geringeren Marktkonzentration und die übrigen Bundesländer mit einer höheren Konzentration.
Keine Sündenbock-Rolle
Der Verband 'Österreichs Energie' hatte ebenfalls am Dienstag zu einem Pressegespräch geladen, indem man die Sündenbock-Rolle für die aktuelle Teuerung ablehnte. Beim Verband der heimischen E-Wirtschaft sieht man die Schuld hier vor allem bei kleinen alternativen Anbietern. "Es hat alternative Anbieter gegeben, die haben die Preise enorm erhöht und die Kunden, die dann noch nicht weggegangen sind, die haben Sie gekündigt", sagte der Verbandspräsident und Verbund-Chef, Michael Strugl.
"Und diese Kunden, die hat dann der Regulator den angestammten Versorgern angedient und hat gesagt 'bitte nehmt diese gestrandeten Kunde' und wir haben das gemacht", so Strugl. Beisatz: "Das sind jetzt die, die wieder abgeworben werden, weil die alternativen Anbieter wieder in den Markt gehen."
Dass die Preisrückgänge an den Großhandelsplätzen nicht immer gleich bei den Endkunden ankommen, erklärte Strugl mit der Beschaffungsstrategie der Versorger: Diese kauften Strom- und Gas oft weit im Voraus ein. Dadurch seien die Endkundenpreise auch erst zeitverzögert gestiegen und würde jetzt zeitverzögert sinken, so der Verbund-Chef.
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