Nach dem Kurssturz der Siemens-Energy-Aktie steht die Siemens AG als größter Aktionär des Energietechnik-Konzerns wieder vor einer Milliardenabschreibung. Das Paket von 255 Millionen Siemens-Energy-Aktien, das Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas verwaltet, war am Freitag noch 3,8 Milliarden Euro wert, das sind 1,3 Milliarden weniger als Ende März.
Siemens bewertet den – zum Verkauf stehenden – Anteil von 31,9 Prozent an der vor drei Jahren abgespaltenen Tochter jedes Quartal zum aktuellen Aktienkurs, das nächste Mal also am kommenden Freitag. Die Siemens-Energy-Aktie erlebte am Freitag einen Kurssturz um 36 Prozent, nachdem Vorstandschef Christian Bruch einräumen musste, dass die technischen Probleme bei der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa deutlich größer und teurer zu beheben sind als gedacht. Dabei hatte sich das Papier in den vergangenen Monaten deutlich erholt, weil Siemens Energy die Tochter langsam in den Griff zu bekommen schien. Ende März korrigierte die Siemens AG deshalb eine vorherige 2,7 Milliarden Euro schwere Abschreibung und wertete die Beteiligung um fast 1,6 Milliarden auf. Am 31. März hatte die Siemens-Energy-Aktie bei 20,24 Euro geschlossen, am Freitag fiel sie unter die Marke von 15 Euro.
Trennung von Aktienpaket erschwert
Das dürfte auch die Bestrebungen von Thomas erschweren, sich von dem Siemens-Energy-Aktienpaket zu trennen. Eigentlich sollte das binnen 18 Monaten nach dem Börsengang im Herbst 2020 geschehen, doch die Kurskapriolen bei Siemens Energy brachten Siemens in Verzug. Mitte Mai hatte Thomas in Aussicht gestellt, dass er im Herbst mehr zum weiteren Vorgehen sagen könne. Bis zu einem kompletten Ausstieg werde es aber "ein bisschen dauern". Spekuliert wird darüber, ob Siemens die Aktien nach und nach über den Markt verkauft oder doch einen oder mehrere Abnehmer – etwa Pensions- oder Staatsfonds – dafür findet.
Die Siemens-Aktie fiel am Freitag im Sog von Siemens Energy um 3,6 Prozent auf 154,72 Euro.