Der Zinskurs der Europäischen Zentralbank (EZB) nach Juli ist aus Sicht des spanischen Notenbankchefs Pablo Hernández de Cos noch unklar. "Wir haben noch eine Wegstrecke vor uns und werden die Zinssätze im Juli erneut anheben müssen", sagte das EZB-Ratsmitglied am Freitag auf einer Konferenz im spanischen Santander. "Es ist jedoch nicht möglich, Entscheidungen nach dieser Sitzung vorherzusagen." Das nächste Zinstreffen der Währungshüter ist für den 27. Juli geplant.

Die EZB hatte im Sommer 2022 mit einer Serie von Zinserhöhungen im Kampf gegen die hohe Inflation begonnen. Am Donnerstag vor einer Woche setzte sie erneut die Zinsen nach oben – es war bereits der achte Schritt in Folge. Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit inzwischen bei 3,50 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit 22 Jahren. Für den Juli signalisierte EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach dem Zinsbeschluss einen weiteren Schritt nach oben.

Wie es nach der Sommerpause geldpolitisch weitergehe, hänge entscheidend von den eingehenden Daten sowie der aktualisierten Inflations- und Konjunkturprognose der EZB-Fachleute ab, hieß es zuletzt vom EZB-Rat. Die neue Prognose gibt es mit der Ratssitzung am 14. September.

"Wir denken nicht über eine Pause nach", gab EZB-Chefin Christine Lagarde nach der letzten Zinsentscheidung einen klaren Kurs vor. Die EZB sei "noch nicht fertig" mit ihren Bemühungen, die Inflation zu senken. Über die Geldpolitik im Herbst wollte aber auch Lagarde noch nicht sprechen.