Trotz hoher Inflation hat sich die Stimmungslage im heimischen Tourismus insgesamt aufgehellt, wie der aktuelle Tourismusbarometer des Beratungsunternehmens Deloitte und der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) zeigt, für den 230 Branchenvertreterinnen und -vertreter befragt wurden. 90 Prozent der befragten Unternehmen spürten allerdings die negativen Auswirkungen durch Teuerungen und 58 Prozent kämen im Umfeld steigender Zinsen schwerer an Kreditfinanzierungen heran.
Das Dauerthema Arbeitskräftemangel sei auch 2023 allgegenwärtig – 87 Prozent tun sich bei der Personalsuche gleich schwer oder sogar noch schwerer als bisher, geht aus der heurigen Umfrage hervor. 58 Prozent geben an, "wirtschaftlich negativ von der Arbeitsmarktsituation betroffen" zu sein. Im zweiten Pandemiejahr 2021 waren es sogar 80 Prozent.
"All diese Maßnahmen wirken überzeugend"
"Die Tourismusbetriebe passen sich an die neue Situation an – die gehobene Hotellerie bietet praktisch flächendeckend Extras, um sich als Arbeitgeber von der Masse abzuheben", betonte ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer und verwies dabei exemplarisch auf flexible, auf individuelle Bedürfnisse abgestimmte Arbeitszeiten, Mitarbeiterunterkünfte oder Kinderbetreuungsangebote. "All diese Maßnahmen wirken überzeugend."
Im Gegensatz zur Personalsituation habe sich die aktuelle Finanzierungslage weiter zugespitzt. Die steigenden Zinsen stellen auch bei den Touristikern eine zusätzliche Hürde bei der Finanzierung von Investitionsvorhaben dar. 58 Prozent der Befragten sagen, schwieriger Kredite zu bekommen. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) fährt für heuer geplante Investitionen zurück.
Hinzu komme, dass sich in absehbarer Zukunft voraussichtlich auch die Kreditvergabekriterien verändern würden. Gemäß einer neuen EU-Richtlinie würden die meisten Banken in Sachen Nachhaltigkeit, Soziales und Unternehmensführung in den nächsten fünf Jahren berichtspflichtig, streichen Deloitte und die ÖHV hervor. Sämtliche als nicht nachhaltig eingestuften Investitionsvorhaben könnten nur noch schwer umsetzbar sein.
"Überwiegend optimistisch"
Die nachfrageseitige Erholung lasse die Branche aber insgesamt "überwiegend optimistisch in die Zukunft blicken". Vor allem der Städtetourismus, das in der Pandemie von Lockdowns und Reisebeschränkungen am härtesten betroffene Segment der Branche, floriere nun wieder und laufe auf Hochtouren. So blicken nun 92 Prozent der Wiener Betriebe optimistisch in die Zukunft. Dementsprechend sei man im Bundesländervergleich in Wien besonders optimistisch, was die Umsatzentwicklung im aktuellen Geschäftsjahr betreffe.
"Die Grundstimmung im österreichischen Tourismus hat sich definitiv verbessert. Die enorme Kostensteigerung ist allerdings eine echte Hürde, weil viele Betriebe diese nicht vollständig an die Gäste weitergeben können", betonte Deloitte-Österreich-Partner Andreas Kapferer. Grundsätzlich sei ein Aufschwung des Tourismus in ganz Österreich zu spüren.