US-Notenbankchef Jerome Powell erwartet noch einen langen Kampf gegen die Inflation und signalisiert eine weitere Straffung der Geldpolitik. Es sei noch "ein langer Weg", bis das Ziel einer Inflationsrate von zwei Prozent erreicht werde, erklärte er am Mittwoch bei einer Anhörung im US-Kongress.

Auch wenn die Federal Reserve jüngst eine Pause eingelegt habe, so rechneten doch fast alle Mitglieder in dem für die Zinspolitik zuständigen Gremium damit, dass bis zum Jahresende weitere Anhebungen angemessen sein dürften. Investoren erwarten im Allgemeinen eine weitere Zinserhöhung im Juli. Doch ob es darüber hinaus eine weitere Straffung geben wird, gilt am Finanzmarkt als unsicher.

"Wir sind weiterhin fest entschlossen"

"Meine Kollegen und ich wissen um die Härte, die eine hohe Inflation mit sich bringt. Und wir sind weiterhin fest entschlossen, die Inflation wieder auf unser Ziel von 2,0 Prozent zu senken", betonte Powell mit Blick auf den weiteren Zinskurs. Die Notenbank hat im Kampf gegen den ausufernden Preisauftrieb nach zehn Zinserhöhungen in Folge zuletzt eine Pause eingelegt und die Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent beibehalten. Sie will damit Zeit zum Sichten weiterer Konjunkturdaten gewinnen.

Die Inflationsrate in den USA war im Mai zwar auf 4,0 von 4,9 Prozent im April gesunken, blieb aber deutlich über der von der Fed angepeilten Stabilitätsmarke. Kopfzerbrechen bereitet Powell & Co. die weiterhin hohe Kernrate, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden. Diese Kennziffer sank nur leicht auf 5,3 von 5,5 Prozent.

Künftig wohl moderateres Tempo

Der Fed-Chef sagte, am Anfang der Zinserhöhungen sei Geschwindigkeit wichtig gewesen. Dies sei jetzt aber nicht mehr so stark der Fall. Es sei womöglich sinnvoll, die Zinsen weiter zu erhöhen – dies allerdings in einem moderateren Tempo. Die Fed sei dabei, das Tempo zu drosseln, wie wenn man ein Auto langsamer fahre, wenn man sich dem Ziel nähere, ergänzte Powell.

Seine Signale bezüglich weiterer Zinserhöhungen verdarben den Anlegern an der Wall Street die Laune. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte fiel um 0,3 Prozent auf 33.949 Punkte. Während der US-Dollar daraufhin etwas an Stärke gewann, bröckelte der Euro auf 1,0904 Dollar ab. Die Aussicht auf weiter steigende Zinsen in den USA nahm auch den Aktienanlegern in Europa den Wind aus den Segeln. Dax und EuroStoxx50 lagen am Nachmittag rund 0,4 Prozent im Minus.