Kurzzeitiger Stress kann sich positiv auf die Leistung auswirken. "Wird aus der Ausnahme ein Dauerzustand, den die Führungskraft nicht durch Unterstützung abfedert, kann Stress krank machen", heißt es vom Meinungsforschungsinstitut Gallup. In Österreich fühlen sich 36 Prozent im Job gestresst, zeigt eine aktuelle Umfrage. Das erhöht wiederum die Bereitschaft, den Job zu wechseln.
In Österreich ist laut der Umfrage aktuell nur jeder Zehnte emotional stark an seinen Arbeitgeber gebunden. 79 Prozent machen Dienst nach Vorschrift. 13 Prozent haben sogar bereits innerlich gekündigt. "Stress ist langfristig Gift für die Unternehmenskultur und damit auch den wirtschaftlichen Erfolg", sagt Gallup-Direktor Marco Nink.
Qualität der Führung steigern
"Entgegenwirken können Unternehmen mit der Qualität der erlebten Führung", betont Nink. Beschäftigte unter guter Führung fühlten sich weniger gestresst und mehr gebunden als Beschäftigte, deren emotionale Bedürfnisse am Arbeitsplatz übersehen würden.
"Das Problem liegt nicht in der Arbeits-, sondern in der Führungskultur", sagt Nink. "Unternehmen, die aktiv an der Qualität der erlebten Führung und des Arbeitsumfeldes arbeiten, können damit die emotionale Bindung ihrer Mitarbeitenden deutlich steigern." Wenn Arbeitgeber die emotionale Bindung aktiv fördern und sich um das Wohlergehen ihrer Beschäftigten kümmern, reduzieren sie nicht nur deren Stress, sondern stärken neben der Gesundheit und Leistungsfähigkeit auch ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitgebermarke, erläutert Gallup-Partnerin Pa Sinya.
Niedrigster Grad emotionaler Mitarbeiterbindung
Im Vergleich aller zehn Weltregionen herrscht in Europa laut Umfrage mit im Schnitt 13 Prozent der niedrigste Grad emotionaler Mitarbeiterbindung - in Deutschland sind es 16 Prozent, in der Schweiz 11 Prozent und in Großbritannien 10 Prozent. Weit unter dem europäischen Durchschnitt liegen Frankreich mit 7 Prozent und in Italien mit nur 5 Prozent. Weltweit fühlen sich durchschnittlich 23 Prozent emotional eng mit dem Arbeitgeber verwoben.
Oft würden "kulturelle Faktoren" als Grund für die niedrige emotionale Mitarbeiterbindung in Europa angegeben. "Allerdings liegt das Problem nicht in der Arbeits-, sondern in der Führungskultur", hielt Nink fest. "Unsere Erfahrungen zeigen, dass bei Unternehmen, die aktiv an der Qualität der erlebten Führung und des Arbeitsumfeldes arbeiten, sich die emotionale Bindung ihrer Mitarbeitenden deutlich steigern lässt", so der Gallup-Experte.
Gesundheit und Leistungsfähigkeit
Unzufriedene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer könnten schneller weg sein als gedacht. Derzeit bewerten viele die Chance, einen neuen Job zu finden, als durchaus positiv, zeigt die Erhebung. In Österreich geben 50 Prozent der Befragten an, es sei eine gute Zeit, den Arbeitgeber zu wechseln. Europaweit liegt der Schnitt bei 56 Prozent.
Für den vorliegenden Bericht wurden weltweit 122.416 Beschäftige in 145 Ländern befragt, 18.262 davon in 38 Ländern Europas. Die Interviews wurden laut Gallup zwischen April 2022 und März 2023 telefonisch oder persönlich durchgeführt. Die Auswahl der Befragten sei nach dem Zufallsprinzip erfolgt.