Um 14,6 Prozent auf 283 Pleiten – im Vergleich zum Vorjahr – ist die Zahl der Insolvenzfälle in der Steiermark im ersten Halbjahr gestiegen. Laut einer Hochrechnung des KSV1870 ergeben sich damit im Schnitt rund zwei Firmenpleiten pro Tag. Im Vergleich zum Jahr 2019, dem letzten "Normaljahr" vor der Coronapandemie, habe es seit Jänner 2023 um sechs insolvente Unternehmen mehr gegeben. Auch die mangels Kostendeckung nicht eröffneten Fälle seien um knapp 16 Prozent auf 95 Fälle im ersten Halbjahr gestiegen, so der KSV1870.
Entgegen der Entwicklung der Firmenpleiten fallen die vorläufigen Passiva deutlich geringer aus als im Vorjahr. Damit setzt sich ein Trend fort: Firmenpleiten werden kleinteiliger. Steiermarkweit wurden bislang 73 Millionen Euro an geschätzten Verbindlichkeiten einer Regulierung zugeführt, um knapp 28 Prozent weniger als im vergangenen Jahr.
"Für fast die Hälfte aller Firmenpleiten verantwortlich"
Was sich deutlich zeigt: Die Bauwirtschaft mit 53 Fällen, der Handel (inklusive Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) mit 51 sowie der Bereich Tourismus/Gastronomie (38) sind jene Branchen, in denen im ersten Halbjahr die meisten Insolvenzen verzeichnet wurden. "Diese drei Branchen sind für nahezu die Hälfte aller steirischen Firmenpleiten verantwortlich", sagt René Jonke, Leiter KSV1870 Region Süd. Darüber hinaus verzeichnen diese drei Bereiche auch die meisten abgewiesenen Fälle. Was die Höhe der Passiva der einzelnen Branchen betrifft, so liegen die Bauwirtschaft (29 Millionen Euro) und der Handel (sechs Millionen Euro) auch hier vorne.
"Dennoch weit weg von einer Insolvenzwelle"
Beim KSV geht man "aus heutiger Sicht davon aus, dass das Vorjahresergebnis von 521 Firmenpleiten jedenfalls übertroffen wird und am Jahresende 2023 an die 550 Fälle zu Buche stehen werden". Während die Zahl der Pleiten im ersten Quartal des Jahres konsequent gestiegen seien, habe sich die Kurve in den vergangenen Wochen etwas abgeflacht. Aktuell gelte es auch abzuwarten, welche Auswirkungen unter anderem die Ausbezahlung des Urlaubsgeldes auf finanziell angeschlagene Unternehmen, und damit auch auf das derzeitige Insolvenzgeschehen, habe. Jonke: "Was im ersten Moment nach einer Menge klingt, ist in der Realität weit weg von einer Insolvenzwelle. Es handelt sich dabei vorwiegend um Nachholeffekte aus Krisenzeiten, die wir auch in den kommenden Jahren wohl erleben werden."
Österreichweit 2600 Insolvenzen
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist im ersten Halbjahr weiter gestiegen und liegt knapp über dem Vor-Corona-Niveau. 2600 Firmen meldeten Insolvenz an, das waren um 1,5 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2019. Zum Vorjahreszeitraum 2022 waren es rund elf Prozent mehr, teilte der Gläubigerschutzverband KSV1870 mit. Deutlich gestiegen ist die Zahl der betroffenen Arbeitskräfte (11.600, plus 66 Prozent). Bis Jahresende rechnet der Verband mit rund 5300 Firmenpleiten.
Die Summe der Passiva der heuer eröffneten Firmeninsolvenzen legte auf rund eine Milliarde Euro zu – gut ein Viertel mehr als im ersten Halbjahr 2022. Diese Entwicklung ist auf die bisher größte Firmenpleite des Jahres zurückzuführen – die Insolvenz rund um die Leiner & kika Möbelhandels GmbH. Hier stehen rund 132 Millionen Euro an Verbindlichkeiten zu Buche.
Drei Branchen waren laut Gläubigerschutzverband für nahezu die Hälfte aller österreichweiten Firmeninsolvenzen verantwortlich: Handel inkl. Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (473 Pleiten), Bauwirtschaft (447 Pleiten) und der Bereich Tourismus und Gastronomie (346 Pleiten).
Den stärksten Zuwachs bei der Zahl der Pleiten verzeichneten Kärnten (plus 62 Prozent), Tirol (plus 16 Prozent) und die Steiermark (plus 15 Prozent). Rückläufige Zahlen gab es im Burgenland (minus 5,2 Prozent) und in Oberösterreich (minus 1,2 Prozent).