Die Insolvenz des Möbelhauses Kika/Leiner zieht immer weitere Kreise. Wie der AKV Europa mitteilt, hat das Insolvenzgericht einen besonderen Verwalter bestellt. Der Wiener Rechtsanwalt und Insolvenzrechtsexperte Stephan Riel soll die medialen Vorwürfe aufarbeiten und allfällige Ansprüche gegen Gesellschafter und Organe sowie allfälliger Dritter für den Zeitraum vor der Insolvenzeröffnung überprüfen.

Schon seit Jahren Verluste geschrieben

Der zuvor bestellte Insolvenzverwalter Volker Leitner soll sich vor allem auf das operative Geschäft konzentrieren. Der besondere Verwalter ist an keine Weisungen von ihm gebunden. Riel war schon in das Insolvenzverfahren rund um die Alpine Bau involviert. Zwei Wochen nach dem Verkauf der beiden Möbelhäuser durch die Signa-Gruppe von René Benko hatte der Käufer, der Investor Hermann Wieser, Insolvenz angemeldet. Danach wurde bekannt, dass Kika und Leiner schon seit Jahren Verluste schreiben.

Mögliche Insolvenzverschleppung

Laut AKV ist der besondere Verwalter auch deswegen bestellt worden, damit "die zeitintensive und aufwendige Prüfung möglicher Ansprüche den normalen Ablauf eines Insolvenzverfahrens nicht gefährdet". Die Experten gehen davon aus, dass der Fokus des besonderen Verwalters vor allem auf Ansprüche aufgrund einer möglichen Insolvenzverschleppung sowie der Verschmelzung der Kika Möbelhandelsgesellschaft und der Rudolf Leiner Gesellschaft gerichtet sein wird. In der Insolvenzdatei der Justiz heißt es zur Aufgabe von Riel, dieser sei für die "Prüfung der Ursachen des Vermögensverfalles" zuständig.

Laut Insolvenzverwalter Leitner wurden mittlerweile 1096 Beschäftigte von den Filialen, die geschlossen werden, beim AMS zur Kündigung angemeldet. Die weiteren betroffenen Mitarbeiter aus den Bereichen Logistik und Zentralverwaltung werden bis spätestens Ende September 2023 folgen. Die Gehälter seien durch den Insolvenzentgeltsicherungfonds gesichert.

FPÖ will U-Ausschuss im Herbst

Die FPÖ fordert einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zut Insolvenz von Kika und Leiner. Auffällig sei zum Beispiel, dass es "eigentlich nicht möglich ist, ein solches Unternehmen nur zwei Wochen nach dem Kauf in die Insolvenz zu schicken". Hierfür seien üblicherweise monatelange Vorbereitungen zu treffen. Ein U-Ausschuss sollte "relativ bald im Herbst" beginnen.

Mit etwas Verspätung hat sich nun auch das Bundesheer in die Reihen jener eingeordnet, die den gekündigten Kika/Leiner-Mitarbeitern einen Job anbieten. "Es ist möglich, sich als Lagerarbeiter, Lagermeister, Staplerfahrer, Materialverwalter, Tischler, Sattler, Koch oder Hilfsarbeiter zu bewerben und an Logistikstandorten in ganz Österreich zu arbeiten", so das Heer. Als Gehalt würden mindestens 2000 Brutto pro Monat geboten. Voraussetzung ist die österreichische Staatsbürgerschaft.