In der aktuellen Lage mit einem massiven Arbeitskräftemangel "eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich vorzuschlagen, einzufordern, ist gelinde gesagt absurd", sagte Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, am Dienstag vor Journalisten. Man müsse nicht einmal einen Schulabschluss haben, "um zu verstehen, dass sich das nicht ausgeht". Nicht zuletzt wegen dieser Diskussion sei die Stimmung in der Industrie schlecht.

Neumayer sieht eine "ideologisch getriebene Diskussion" zur Arbeitszeit, die für die Stimmung in der heimischen Wirtschaft sehr gefährlich sei. Eine generelle Reduktion der Arbeitszeit auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich würde zu einer Lohnkostenerhöhung der Firmen um 20 bis 25 Prozent führen, "das kann nicht funktionieren". Eine Reduktion der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich würde wiederum über die Lebensarbeitszeit gerechnet bei Facharbeitern zu 350.000 Euro Einkommensverlust führen – das entspreche dem Preis einer Eigentumswohnung.

"Das ist vor allem eine Schnüffelsteuer"

Die Industriellenvereinigung wehrt sich aber auch vehement gegen Überlegungen zur Einführung einer Vermögens- und Erbschaftssteuer. Einerseits seien früher, als es in Österreich noch eine Vermögenssteuer gab, 80 bis 85 Prozent von Unternehmen gezahlt worden. Andererseits mussten die Menschen zwölfseitige Fragebögen über ihre Vermögen ausführen. "Das ist vor allem eine Schnüffelsteuer", so Neumayer. Die IV startet auch in den sozialen Medien eine Kampagne, in der die Vermögenssteuer als Schnüffelsteuer gebrandmarkt wird. Auch die eine Million als Untergrenze sei rasch erreicht, glaubt Neumayer. Wer vor zehn Jahren in Wien eine Wohnung um 400.000 Euro gekauft habe, habe nun durch den Wertzuwachs ein Vermögen von einer Mio. Euro. "Sie sind sehr rasch in einer Mittelstands- und Häuslbauersteuer", so Neumayer.

Vermögensaufbau ohnehin schwierig

Bei der Erbschaftssteuer wiederum würden "Dinge versteuert, die schon einmal versteuert wurden". Manchen würde es damit unmöglich gemacht, ihr Erbe anzutreten. Staaten wie die USA, wo es eine substanzielle Erbschaftssteuer gibt, hätten dafür viel geringere Lohnsteuern. Dort gebe es ein anderes System, das den raschen Vermögensaufbau ermögliche, dafür aber Vermögen wieder abgeschöpft werde. Das österreichische System sei anders, mit einer hohen Steuer auf Arbeit, die es ohnehin schwer mache, Vermögen zu erwerben.

Wenn man über Verteilungsfragen rede, dann solle man gezielt gegen Armut vorgehen. Es sei "eine Schande", wenn es in einem reichen Land wie Österreich Armut gebe. Aber das Thema sei es, jene Menschen optimal zu unterstützen, die es brauchen, und nicht mit der Gießkanne Unterstützungen zu verteilen.