Mit ihrer aktuellen Wohnsituation ist eine überwiegende Mehrheit von 81 Prozent glücklich, 49 Prozent davon sogar sehr, zeigt eine aktuelle Umfrage des Marktforschers Integral im Auftrag der Erste Bank. Bei den Unzufriedenen sind die Wohn- und die Heizkosten die zentralen Faktoren. "Mieter sind mindestens dreimal so unzufrieden wie Eigentümer", relativierte Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich, am Dienstag in einer Pressekonferenz das Ergebnis.
Während 31 Prozent der Mietenden mit ihrer derzeitigen Situation der Umfrage zufolge nicht zufrieden sind, sind es bei den Eigentümerinnen und Eigentümern nur 9 Prozent.
In Österreich wohnen laut Statistik Austria 49 Prozent im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung – in Wien sind es nur 19 Prozent, da es in der Bundeshauptstadt einen großen geförderten beziehungsweise gemeinnützigen Mietmarkt gibt. "Im EU-Vergleich sieht man, dass es beim Eigentum viel Potenzial in Österreich gibt", sagte s-Real-Geschäftsführerin Martina Hirsch mit Blick auf den hohen Eigentumsanteil von im Schnitt 70 Prozent in der Europäischen Union. In Österreich würden der Umfrage zufolge gerne 64 Prozent im eigenen Eigentum wohnen, 36 Prozent bevorzugen die Miete.
Durch einen Umzug müssten sich vor allem die Energiekosten deutlich verbessern, sagen 67 Prozent der österreichweit Befragten. 66 Prozent wäre dabei Nachhaltigkeit betreffend Energie und Heizen wichtig, 60 Prozent die Nachhaltigkeit des gesamten Gebäudes. 53 Prozent meinen, durch das Übersiedeln müssten die Wohnkosten sinken. In Wien erwarten sich 75 Prozent eine Verbesserung bei den Heizkosten und bei den Wohnkosten, wenn sie umziehen.
Energiesparen wird immer wichtiger
Das Thema Energiesparen ist auch bei den Hausbesitzern angekommen – 21 Prozent wollen eine thermische Sanierung vornehmen, 24 Prozent streben einen Heizungswechsel an. Die Eigentümerinnen und Eigentümer wollen "grüner" heizen.
Derzeit haben 10 Prozent der österreichweit befragten Hausbesitzerinnen und -besitzer eine Wärmepumpe, angestrebt wird eine solche aber von 39 Prozent. Fernwärme nutzen 31 Prozent, 37 Prozent denken an eine Umstellung. 30 Prozent haben eine Gaszentralheizung, aber nur 9 Prozent wollen auch in Zukunft mit Gas heizen. Pellets bzw. Holz nutzt relativ stabil etwa ein Fünftel.
"Wir sehen ganz eindeutig, dass die Sanierung, Energie und Nachhaltigkeit bei den Befragten angekommen sind", betonte Hirsch. "Im Tagesgeschäft führen wir im Moment 50 Prozent bis zwei Drittel aller Bewertungen für Sanierungen durch", berichtete die s-Real-Chefin.
Billiger dürfte es auch in Zukunft nicht werden
"Ein klarer Trend in Richtung Wunsch nach Eigentum", ist demnach auch gegeben. Zwei Drittel bevorzugten Eigentum. Sie sehen darin vor allem folgende Vorteile: 76 Prozent zahlen lieber Kreditraten statt Mieten, 80 Prozent sehen eine Immobilie als Vermögensaufbau etwa für den Fall von Arbeitslosigkeit und 91 Prozent erachten den Kauf als wertbeständige Anlage für die Zukunft. Allerdings sind 78 Prozent der Eigentumsbefürworter der Meinung, das könnten sich nur die Besserverdienenden leisten.
Und billiger dürfte es – trotz der jüngsten Beruhigung der Immobilienpreise – auch in Zukunft nicht werden. "Wir sehen, dass aufgrund der Baukostenentwicklung auch das Angebot in der Zukunft abnehmen beziehungsweise stagnieren wird", sagte Holzinger-Burgstaller und verwies dabei auf eine gleichzeitig steigende Nachfrage. "Eine große Reduktion der Immobilienpreise sehen wir derzeit nicht und erwarten wir auch nicht für die Zukunft", sprach sich die Bankerin – nicht zuletzt ihrer Rolle entsprechend – für Investments aus.
Kredite deutlich schwerer zu bekommen
Bei der Erste Bank gebe es Fixzinskredite mit Laufzeiten bis zu 25 Jahren. Bei den Zinssätzen bewege man sich "knapp unter 4 oder 5 Prozent in diesen Laufzeiten – abhängig von der jeweiligen Bonität der Kreditnehmerin oder des Kreditnehmers".
Es ist allerdings wesentlich schwieriger geworden, einen Kredit zu bekommen. Zum einen ist die lange Phase der extrem niedrigen Zinsen vorbei. Zum anderen gilt seit August 2022 die neue KIM-Verordnung, die verbindliche und strengere Kreditvergabestandards festlegt, damit sich die Käuferinnen und Käufer nicht überschulden. "Wir haben gesehen, dass es ein schwieriges Thema noch schwieriger macht", meinte Holzinger-Burgstaller. Der Markt für Wohnbaukredite sei "nach unten gegangen". Konkret erreichte das Neugeschäft der Banken am österreichischen Gesamtmarkt heuer im ersten Quartal 2,65 Milliarden Euro – im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 7 Milliarden Euro. Neben der KIM-Verordnung dürften die Menschen auch wegen der nach wie steigenden Zinsen und der extrem hohen Inflation vorsichtiger geworden sein.