Ein Immobilienkauf führte den gebürtigen Wiener nach Kärnten. 1893 erwarb Carl Auer von Welsbach in Mölbling das Schloss Rastenfeld mit der Villa Marienhof, an deren Stelle er Schloss Welsbach errichten ließ. Es wurde Domizil für ihn und seine Frau Marie, mit der er vier Kinder hatte. Auer von Welsbach entdeckte nicht nur vier Elemente, er erfand das Gasglühlicht, die Metallfadenglühlampe und den Zündstein für Feuerzeuge. Sein wissenschaftliches Hauptgebiet waren Seltene Erden (wobei das Metalle und keine Erden sind) und die Metallurgie – also Verfahren zur Gewinnung von Metallen, Halbmetallen und Nichtmetallen aus Erzen, Erden, Salzen und Altstoffen. Zudem gilt der Mann, der den 20-Schilling-Schein zierte, als erster Farbfotograf in Österreich. Heute würde man sagen: ein Entrepreneur.
1898 gründete der damals 40-Jährige die Treibacher Chemischen Werke und legte damit den Grundstein für eines der wichtigsten Kärntner Industrieunternehmen. Die Treibacher Industrie AG, wie sie jetzt heißt, hat sich seither zum bedeutendsten Seltenerd-Verarbeiter außerhalb Chinas entwickelt, wo gleichzeitig ihre schärfste Konkurrenz sitzt. Darüber hinaus zum größten Vanadium-Hersteller in Europa. Und auch im Recycling von verbrauchten Katalysatoren aus der Erdölindustrie ist das Unternehmen führend. Der Zündstein wird bis heute am Standort produziert.
Treibacher fertigt mit einem Exportanteil von 80 Prozent Materialien bzw. Vorprodukte für Kunden auf der ganzen Welt: aus der Stahlindustrie, der Hartmetallindustrie, der Glasindustrie, der Farbenindustrie, der Pharmaindustrie. Darunter Vorprodukte für Waschmittel, Zahnprothesen, Wasserreinigung. Man profitiert von der Weltwirtschaft, hängt aber gleichzeitig von ihr ab.
Den Fokus legt die Treibacher Industrie – auch das ein Erbe von Auer von Welsbach – auf Nachhaltigkeit. Die Produkte sollen zu einem besseren Leben beitragen, die Vorstände sprechen von "better life products". Millionen-Investitionen – alle mit Umweltaspekt – sind auf Schiene.
Das Jubiläum und die 125 Jahre lange Erfolgsgeschichte wird Donnerstagabend am an der Gurk liegenden Werksgelände gefeiert. Auers Wappenspruch und unternehmerischen Antrieb haben die Vorstände René Haberl und Rainer Schmidtmayer gerne übernommen: plus lucis, mehr Licht. Im heurigen Jubiläumsjahr hat sich das Unternehmen die mit sieben Hektar größte Photovoltaikanlage Kärntens geleistet.
922 Mitarbeiter, davon 760 am Standort Althofen, beschäftigt das Traditionsunternehmen, das sich seit 2007 im Besitz der Privatstiftungen der Familien Erhard Schaschl und Franz Rauch, dem Besitzer der Rauch-Fruchtsäfte, befindet. Büros gibt es Minneapolis, Tokio und Shanghai. 680 Millionen Euro wurden im Vorjahr erwirtschaftet. Der Auersche Forschungsdrang ist den Treibachern weiterhin eingeschrieben: fast zehn Prozent der Belegschaft ist in Forschung und Entwicklung tätig.