ÖGB-Chef Wolfgang Katzian hat am Samstag in der Ö1-Radioreihe "Im Journal zu Gast" die Prüfung des Verkaufs der angeschlagenen Möbelkette Kika/Leiner durch eine unabhängige Kommission angeregt. Diese könnte dann auch eine "mögliche Rückabwicklung" zum Beispiel von Immobiliendeals ausloten. Zunächst will Katzian aber die Aufarbeitung sämtlicher Abläufe durch die Finanzprokuratur abwarten.
Sollte dabei herauskommen, dass "nicht alles astrein" abgelaufen sei, sei er dafür, "dass sich das jemand Externer anschaut". Denn schließlich sei den Mitarbeitern stets signalisiert worden, dass "alles in Ordnung" und man "auf einem guten Weg" sei. Mittlerweile wisse man, dass die Firma im Hintergrund filetiert worden sei. Letztlich wurde Insolvenz angemeldet, so Katzian: "Das ist eine Vorgangsweise, die stinkt." Daher müsse man sich das genau anschauen.
FPÖ plädiert für U-Ausschuss
Einen parlamentarischen U-Ausschuss zum Kika/Leiner-Komplex wünscht sich wiederum die FPÖ. Generalsekretär Christian Hafenecker erneuerte am Samstag sein Angebot an die SPÖ, das parlamentarische Gremium gemeinsam einzusetzen. Aus freiheitlicher Sicht könnte der potenzielle Untersuchungsgegenstand "selbstverständlich" auf einen "Malversationskomplex COFAG" ausgedehnt werden, dürfte doch Kika/Leiner nur die "jüngste Spitze des Eisbergs" sein, was Corona-Hilfen anbelangt.
Keine Zurückhaltung bei Lohnverhandlungen
Von der Forderung, die Gewerkschaften sollten heuer bei den Lohnverhandlungen zurückhaltend sein, um die Inflation einzubremsen, hält Katzian gar nichts. Denn die Regierung habe nichts auf den Weg gebracht, außer ein paar Einmalzahlungen. In dieser Situation, von den Gewerkschaftsmitgliedern Lohnzurückhaltung zu verlangen, gehe sich nicht aus, so Katzian: "Das kann man ja von keiner einzigen Gewerkschaft der Welt verlangen."
Stattdessen stellt Katzian diverse "Aktivitäten" in den Raum, sollte Anfang September nicht klar sein, dass die Energie- und Strompreise heruntergehen. Man verfüge über "viele Möglichkeiten des großen Blumenstraußes von Aktivitäten", diese reichten von Aktionstagen bis zu Demonstrationen.
In puncto Arbeitszeitverkürzung sehe er keinen Widerspruch zur Forderung von SPÖ-Chef Andreas Babler, der 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich als Ziel ausgab. "Wir sind uns einig über die Arbeitszeitverkürzung", so Katzian. Es gebe nur verschiedene Modelle. In manchen Branchen brauche man das dringender als in anderen. Wenn dies aber auf Kollektivertragsebene nicht gelingt, hätte der ÖGB-Chef auch nichts gegen eine gesetzliche Regelung einzuwenden.