Die Beschäftigung in Österreich wächst jedes Jahr, die Arbeitslosenrate ist im Wesentlichen stabil. Es sei aber "nur bedingt" alles gut am heimischen Arbeitsmarkt, schränkt Gerhard Fenz, Leiter des Konjunktur-Referats der OeNB, ein. Denn seit Pandemiebeginn (2020–2022) seien – bei Männern wie bei Frauen – "ausnahmslos zusätzlich Teilzeitarbeitsplätze geschaffen worden". Die Zahl der Vollzeitjobs ging hingegen bei beiden Geschlechtern zurück. Im Euroraum war es umgekehrt.
Die Teilzeitquote liege dadurch in Österreich aktuell auf dem historischen Höchststand von knapp über 30 Prozent. Im Euroraum liege diese Quote nur knapp über 20 Prozent. "Das heißt, in Österreich ist definitiv Handlungsbedarf", sagt Fenz. Vollzeitarbeitsplätze müssten attraktiver gemacht werden. Im Euroraum haben in den vergangenen drei Jahren die Vollzeitbeschäftigung von Männern und Frauen sowie minimal die Teilzeit von Männern zugenommen, dafür ist die Teilzeit von Frauen zurückgegangen.
Arbeitszeit jährlich im Schnitt um 1,5 Prozent gefallen
Dabei ist der Trend zur im Schnitt kürzeren Arbeitszeit in Österreich nicht neu. Schon in den 20 Jahren von 1999 bis 2019 stieg die Zahl der Beschäftigten jährlich um ein Prozent, die geleisteten Arbeitsstunden legten aber nur um 0,5 Prozent zu, weil die Arbeitszeit um 0,5 Prozent zurückging. Die Entwicklung war allerdings in den vergangenen drei Jahren besonders auffällig, weil die durchschnittliche Arbeitszeit jährlich um 1,5 Prozent fiel, während die Zahl der Beschäftigten um ein Prozent zulegte. In Summe ging trotz Beschäftigungswachstums die Summe der jährlich geleisteten Arbeitsstunden um 0,5 Prozent zurück – in der Eurozone stieg sie um 0,1 Prozent.
"Auch Ausdruck eines Arbeitskräftemangels"
"Das starke Beschäftigungswachstum ist auch Ausdruck eines Arbeitskräftemangels", so Fenz. Viele Unternehmen würden sich sehr bemühen, Mitarbeiter zu halten, um für einen künftigen Aufschwung gerüstet zu sein – und kompensieren das über die geleisteten Stunden. Die OeNB geht für die Jahre 2023 bis 2025 von einer weiteren jährlichen Verringerung der durchschnittlichen Arbeitszeit pro Person um 0,3 Prozent aus.