Mit den Zahlen ist das so eine Sache bei der Kika/Leiner-Insolvenz. Ging man zuerst von 3900 Beschäftigten im Unternehmen aus, so wurde deren Anzahl im Insolvenzantrag nur noch mit rund 3300 beziffert. Und hieß es zuerst, dass 1900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekündigt würden, so sprach Insolvenzverwalter Volker Leitner am Donnerstag von "1300 bis 2000" Personen.
Es bleibt vorerst aber dabei, dass 23 von 40 Kika- bzw. Leiner-Standorten in Österreich schließen müssen. In der Steiermark betrifft dies drei Kika-Filialen und einen Leiner, in Kärnten ebenfalls einen Leiner (Villach). Kaum wurde der Kahlschlag bekannt, begann im Einzelhandelssektor das Werben um die frei werdenden Arbeitskräfte. Die offenen Stellen wurden zuletzt zwar weniger und die Arbeitslosigkeit stieg leicht, aber der Personalmangel überwiegt weiterhin deutlich.
Nicht nur der Handel sucht Leute
Kika/Leiner kündigte schon vor über einer Woche an, in Kooperation mit anderen Handelsunternehmen – Obi, Billa, Bipa, Penny, Tedi, Müller, Deichmann, Action und NKD – eine Jobplattform einzurichten. Spar, Lidl, Hofer und Bauhaus gaben ihr Interesse ebenso bekannt wie XXXLutz. Der Branchenprimus im Möbelhandel unterbreitete den Lehrlingen von Kika/Leiner am Freitag ein Pauschalangebot zur Fortsetzung ihrer Ausbildung. Nicht nur im Handel macht man sich Hoffnungen. Post, Polizei und Versicherungen wollen sogar Berufswechsler anwerben.
In diesen Tagen werden die Betroffenen von Gewerkschaft und Arbeiterkammer über ihre Rechte und Ansprüche informiert. Als Nächstes wird auch das Arbeitsmarktservice involviert. Bis sich Kika/Leiner-Beschäftigte arbeitslos melden, "sind Kündigungsfristen einzuhalten, die zwischen drei und sechs Monaten liegen", sagt Peter Wedenig, Geschäftsführer des AMS Kärnten. "Wenn es so weit ist, schauen wir uns an, ob mit einer entsprechenden Qualifizierung auch die Arbeit in einem anderen Bereich möglich ist. Vielleicht haben einige ohnehin schon einmal über eine Arbeit im Gesundheitsbereich nachgedacht", sagt Wedenig.
Der Kärntner AMS-Chef spricht den Betroffenen Mut zu: "Das ist keine erfreuliche Situation, wenn man nach 20 Jahren den Job verliert, aber derzeit bietet der Arbeitsmarkt in unserem Bundesland viele Chancen."
Wo die Vermittlung schwieriger ist
Ähnlich ist das in der Steiermark, sagt AMS-Chef Karl-Heinz Snobe: "Derzeit sind dem AMS Steiermark rund 2400 offene Stellen allein im Handel gemeldet und einige Handelskonzerne haben schon ihr Interesse an den Beschäftigten bekundet. Daher hoffen wir, dass wir möglichst viele der von der Pleite Betroffenen direkt vermitteln können."
Dem AMS sei aber bewusst, "dass in den jeweiligen Regionen das auch aus praktischen Gründen vielleicht nicht immer ganz so einfach wird, diese Jobangebote müssen ja auch mit den Lebensrealitäten der Personen zusammenpassen". Man unterstütze aber auch mit dem Land und den Sozialpartnern dabei, über Umschulungen neue berufliche Wege etwa in "Green Jobs" oder in der Pflege einzuschlagen.
Auch langjährigen Kika/Leiner-Beschäftigten werden gute Jobchancen eingeräumt, allerdings vielleicht mit weniger Gehalt. Es sei für den Einzelnen besser, auch eine schlechter bezahlte Stelle anzunehmen. Wedenig: "Die Arbeit bietet ein soziales Umfeld, eine sinnstiftende Aufgabe und Kontakte, durch die sich auch eine besser bezahlte Stelle ergeben kann."