Mit einem massiven Einbruch bei der Nachfrage nach Wohneigentum sehen sich die heimischen Bauträger konfrontiert. Innerhalb von acht Monaten sei die Nachfrage um 80 Prozent gesunken, berichtete am Dienstag Herwig Pernsteiner, stellvertretender Obmann des Österreichischen Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen, bei einem Mediengespräch in Salzburg. "Das führt zu großen wirtschaftlichen Verwerfungen, weil die Bauwirtschaft alleine über 7,5 Prozent zum BIP beiträgt."

Inzwischen kämen auch schon von Zulieferunternehmen Warnungen, so Pernsteiner. Die Folgen der sinkenden Nachfrage merken die Bauträger bereits. "Es gibt wieder Angebote auf Ausschreibungen", berichtete Christian Struber, Obmann der Arge Eigenheim und Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau. Bei zwei zuletzt durchgeführten Ausschreibungen seines Unternehmens seien jeweils rund fünf bis sieben Angebote abgegeben worden, "und sie lagen knapp unter den geschätzten Kosten". Ob die Preise nach der massiven Teuerung in der Baubranche aber auch wieder zurückgehen, könne man derzeit noch nicht sagen.

Auch bei der niederösterreichischen Alpenland spürt man die Flaute in der Baubranche: "Wir konnten zuletzt wieder Fixpreise aushandeln", sagte Obfrau Isabella Stickler. Wie stark die Preise zuletzt gestiegen sind, zeigte Struber anhand eines Beispiels: Die Salzburg Wohnbau habe in Radstadt kürzlich ein Bauprojekt mit 34 Eigentumswohnungen übergeben – zu einem Quadratmeterpreis von 4200 bis 4400 Euro. Würde er heute ausschreiben, läge der Preis bei rund 6200 Euro.

Kritik an Kreditrichtlinien

Scharfe Kritik übte Struber heute an den Kreditrichtlinien der Finanzmarktaufsicht (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung/KIM-VO). "Dieser völlig unbrauchbare Eingriff in einen funktionierenden Markt hat dazu geführt, dass eine ganze Branche fast zum Stillstand gekommen ist und junge Leute nicht mehr zu einem Eigenheim kommen können." Gemeinsam mit den Banken, die genau so betroffen seien, sollten die Bauträger Druck machen. Er forderte eine Regelung wie in Deutschland.

Bei ihrem Treffen in Salzburg wird sich die Arge Eigenheim auch mit dem Thema Klimaneutralität beschäftigen. Um den Wohnungsbestand in Österreich bis 2040 zu dekarbonisieren, seien Investitionen in der Höhe von rund 45 Milliarden Euro erforderlich, sagte Pernsteiner. Dieses Geld müsse zusätzlich zur klassischen Wohnbauförderung aufgebracht werden, weil eine Finanzierung alleine über die Instandhaltungsrücklagen "100 Jahren dauern würde".

Drei Töpfe für Wohnbaufinanzierung

Daher schlägt die Arge ein Modell mit drei Töpfen zur Wohnbaufinanzierung vor: Der erste sei die klassische Wohnbauförderung, die fast ausschließlich zum Neubau verwendet werden solle, so Struber. Neu geschaffen werden solle ein Klimaschutzförderungstopf, der von EU und Bund finanziert werden solle, und Topf drei sei für die soziale Wohnbauförderung, gefüllt zum Beispiel mit Mitteln des Wohnschirms, der Wohnbeihilfe der Länder und anderer sozialer Unterstützungen.

Die Arge Eigenheim ist ein Zusammenschluss von rund 100 Wohnbauunternehmen in Österreich mit einem Verwaltungsbestand von über 400.000 Einheiten, etwa 5000 Mitarbeitern und einem jährlichen Bauvolumen von mehr als einer Milliarde Euro.