Das Tempo ist atemberaubend: Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume richtet den gesamten Konzern mit seinen Marken (Volkswagen, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Škoda, Seat, Cupra, Audi, Lamborghini, Bentley, Porsche und Ducati) völlig neu aus.
Heute berichtet er dem Aufsichtsrat über seine neuesten Pläne.
Was die Marken erwartet, hatte sich angekündigt - beziehungsweise in vielen Bereichen hatten sie es schon selbst erarbeitet.
Ende Jänner hatte Blume seine Markenchefs und Finanzvorstände aus dem gesamten Konzern zu einem "virtuellen Börsegang" bestellt. Vor einer Gruppe von Investmanbankern mussten die Manager ihre Pläne offenlegen.
Die Rendite-Maschine
Das Ziel? Aus dem riesigen Volkswagenkonzern eine Rendite-Maschine zu bauen - und gleichzeitig die ganz speziellen Spielregeln (mächtige Arbeitnehmervertretung, politische Beteiligung) einzuhalten.
Drohszenarien und reine Einsparungskonzepte funktionieren nicht, das mussten auch schon Blumes Vorgänger leidvoll erkennen. Blume fordert viel, aber er besitzt auch das nötige Fingerspitzengefühl die Ziele mit dem Betriebsrat und der Politik umzusetzen. Das war bisher der Schwachpunkt aller Reformprojekte.
Worum geht es aber im Detail?
Die Renditen schwächeln. Volkswagen sank heuer bis zu knapp 3 Prozent - Analysten gehen davon, das das zu wenig sei, um die elektrische und Invest-intensive Zukunft zu stemmen. "Wir sehen, dass unsere Marke - bei allen Stärken - wirtschaftlich noch nicht solide genug aufgestellt ist", hieß es in einem internen Schreiben von VW-Markenchef Thomas Schäfer an seine Mitarbeiter.
Selbst Skoda war von rund sechs Prozent im Jahr 2021 in diesen Rendite-Bereich im letzten Jahr gesunken.
Hohe Renditen
Volkswagen-Markenchef Thomas Schäfer hat sich folgende Ziele gesetzt, der deutsche Autokonzern bereitet einen weitreichenden Umbau seiner Kernmarke vor. Schäfer schrieb an seine Mitarbeiter, dass das Unternehmen eine nachhaltige Umsatzrendite von 6,5 Prozent brauche.
Für die Volumensgruppe (Skoda, Seat, Cupra) ist ein um drei Milliarden Euro höheres Ergebnis eingeplant, zu erreichen über besser abgestimmte Entwicklungsarbeit sowie eine bessere Auslastung (Verteilung der Produktion) deutscher Werke.
Insgesamt soll die Volumensgruppe auf eine Rendite von acht Prozent kommen, berichtet das Handelsblatt. Das würde bedeuten, dass die Last auf Cupra und Skoda liegt.
Nur als Vergleich: Die Stellantis-Gruppe (Peugeot, Citroen, Opel, Fiat, Lancia, DS . . .) kam auf 11,1 Prozent im letzten Jahr.
Unter Druck
Um das zu erreichen, sollen die Aufgaben insgesamt klarer und besser verteilt werden. Seat/Cupra werden in Spanien etwa das kleine E-Auto für alle Volumensmarken bauen. Skoda kümmert sich um die Weiterentwicklung der Verbrenner-Plattform, Audi um die Mittelklasse.
Und, um Alleingänge der einzelnen Volumens-Marken völlig zu unterbinden, sind die Boni der Manager an gemeinsame Ziele gekoppelt.
Aber auch die anderen Marken stehen laut Handelsblatt unter Druck. Porsche, Rendite-König im Konzern, will sich auf 20 Prozent Umsatzrendite steigern. Audi soll 12 bis 14 Prozent marge erwirtschaften heißt es weiter. Aber auf den Marken Audi und Volkswagen lastet der höchste Druck.
Revolutionäre Pläne
Das Besondere an den kolportierten, revolutionären Plänen: Man geht nicht von einem klassischen Mitarbeiter-Abbau aus. Klar sind die "Natürlichen Abgänge" (Pensionierungen etc.) eingepreist, aber Blume wird sich mit seinen Managern wohl auf keinen Kampf mit der Arbeitnehmervertretung einlassen. Daran war auch sein Vorgänger letztlich gescheitert.
Im Vorfeld hieß es, der Volkswagen-Konzernbetriebsrat unterstütze zum Beispiel das milliardenschwere Sparprogramm von VW-Markenchef Thomas Schäfer. Alle Marken hätten Effizienzprogramme, selbst Porsche, sagte Gesamtbetriebsratschefin Daniela Cagallo der "Automobilwoche". Die Arbeitnehmervertretung habe Themen, bei denen sich die Kernmarke
weiter verbessern könne, immer unterstützt und mit vorangetrieben.
"Also werden wir uns auch jetzt genau anhören, was mit dem
Performance-Programm geplant ist und die Gespräche dazu führen."
Tarifliche Einschnitte oder Abstriche bei der Beschäftigungssicherung lehnte sie allerdings ab. "Bei VW bleiben Wirtschaftlichkeit und Beschäftigungssicherung gleichrangige und gemeinsame Ziele", gibt sie die Richtung bei den Verhandlungen vor.
Milliardeneinsparungen erhofft man sich im Volkswagenmanagement über länger genutzte Plattformen, besser abgestimmte, gemeinsame Entwicklungsarbeit etc..
Raus aus den Preiskämpfen und Abhängigkeiten
Auch wolle man sich neu orientieren, die USA lockt mit hohen Förderungen für nachhaltige E-Mobilitäts-Projekte. Die USA könnten ein wichtiger Elektro-Markt für den Konzern werden, auch für Marken wie Cupra. Den China bleibt ein schwieriges Terrain, und die Abhängigkjeit vom dortigen Markt ist schwierig.
Volkswagen will sich aber aus Preiskämpfen in China weitgehend heraushalten und auf seinem wichtigsten Markt profitabel weiter wachsen. "Wir werden uns an der Rabattschlacht nicht um jeden Preis beteiligen", sagte China-Chef Ralf Brandstätter. "Für uns
steht die Wirtschaftlichkeit im Fokus, nicht das Absatzvolumen oder
Marktanteile."
Höhere Marge für E-Autos
Volkswagen will mit Elektroautos spätestens in zwei Jahren soviel einnehmen wie mit Verbrennern. Bis 2025 peile der deutsche Konzern eine Margen-Parität zwischen den beiden Antriebsarten an, sagte Finanzchef Arno Antlitz.
Bisher verdient der Autobauer an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren deutlich mehr als mit rein batteriegetriebenen Wagen. Dieser Unterschied soll mit der Zeit dadurch schrumpfen, dass immer mehr E-Modelle mit steigenden Stückzahlen ausgeliefert werden. Der Fortschritt in der Batterietechnologie sorgt außerdem dafür, dass Akkus günstiger werden. Sie machen derzeit einen Großteil der Kosten für ein E-Auto aus.