Seit April 2022 hielt die Kelag den Strompreis stabil bei 13,04 Cent (brutto) für ihre rund 180.000 Bestandskunden in Kärnten und war damit günstiger als die meisten Wettbewerber. Mit 1. August erhöht die Kelag den Strompreis für Bestandskunden kräftig auf 24,84 Cent, das ist ein Plus von rund 90 Prozent. Gleichzeitig wird auch der Tarif für Neukunden Mitte Juni auf ebendiese 24,84 Cent gesenkt (bisher 32,40 Cent).

60 Prozent der von der Preiserhöhung betroffenen Kunden werden bis zum 30. 6. 2024 wenig davon merken – bei einem Verbrauch unter 2900 kWh pro Jahr wirkt derzeit die Strompreisbremse.

Bestandskunden macht die Kelag das Angebot, sich für ein Jahr zu verpflichten, sie erhalten dafür einen Kelag-"Strom-Vorteil" mit einem für zwölf Monate garantierten Preis von 19,80 Cent, Kunden mit einer Wärmepumpe zahlen noch etwas weniger (17,40 Cent für den Energiebedarf über 3500 kWh pro Jahr), aber im Schnitt meistens deutlich mehr als bisher, teilweise um mehr als das Doppelte.

"Unsicherheiten sind groß"

Die Unsicherheiten am Strommarkt seien weiter groß, meint Vertriebs- und Marketingleiter Alexander Jordan. Er argumentiert die Preiserhöhung für die Bestandskunden – 92 Prozent aller Kelag-Strombezieher in Kärnten – mit den nach wie vor hohen Beschaffungspreisen. Auf den Einwand, dass der Preis für Erdgas bereits wieder auf Vorkrisenniveau gesunken ist und viele Stromanbieter in Österreich bereits wieder ihre Preise senken, meint Jordan, die Kelag kaufe Energie über mehrere Jahre ein. Auch sei der Beschaffungspreis aktuell noch immer dreimal so hoch wie vor der Energiekrise. 2021 habe die Kilowattstunde Strom in der Beschaffung 5 Cent gekostet, jetzt seien es 15 Cent. "Andere Anbieter haben zuerst die Preise massiv erhöht und geben jetzt einen Teil zurück. Wir werden immer noch wettbewerbsfähig und attraktiv sein", meint Jordan.

AK prüft Rechtmäßigkeit der Preiserhöhung

Die Arbeiterkammer kündigte indes an, die Rechtmäßigkeit der Strompreiserhöhung der Kelag prüfen zu wollen. Man stehe hinter den Konsumenten, erklärt AK-Präsident Günther Goach. "Wir schauen uns diese Strompreiserhöhung im Detail an." Überhöhte Preise seien inakzeptabel. Jordan meint dazu auf Anfrage der Kleinen Zeitung, man sei transparent in der Vorgangsweise, wenn Ende Juni jeder Kunde das Schreiben der Kelag in den Händen halte, werde er die Argumentation und Wahlmöglichkeiten verstehen.

Preiserhöhung trotz Rekordgewinns

Dass sich die Kelag als Konzern mit hoher Eigenstromproduktion, vor allem aus Wasserkraft, auf Marktpreise beruft, sorgt immer wieder für Irritationen. 80 Prozent des Stroms erzeugt die Kelag laut eigenen Angaben selbst.

Laut Jordan halte man sich dabei an die rechtlichen Rahmenbedingungen und trenne zwischen Vertrieb und Produktion. Zudem hätte die Kelag die nötige Energieleistung "nicht einmal theoretisch im Kontingent", müsse also jedenfalls zukaufen.

Der Jahresgewinn der Kelag lag 2022 bei 214 Millionen Euro, allein an die Eigentümer, darunter das Land Kärnten, der Verbund und die deutsche RWE, wurden 100 Millionen Euro als Dividende ausgeschüttet. Auf die Frage, wie eine Nahezu-Verdoppelung der Strompreise mit dem Rekordgewinn korreliere, wollte Jordan nur sagen, dass man von keinem Unternehmen verlangen könne, Energie unter dem Beschaffungspreis zu verkaufen. "Wir haben Kunden eineinhalb Jahren vor den hohen Preisen geschützt."