Jetzt ist es fix, das Closing, also der Abschluss, der Übernahme erfolgte am Mittwochabend. Die "Signa Retail", die Warenhaussparte des Immobilieninvestors René Benko, wird die erst vor fünf Jahren erworbene Möbelkette Kika/Leiner wieder verkaufen.
Das gilt sowohl für die Immobilien, die an die Supernova-Gruppe von Frank Albert mit Hauptsitz in Graz gehen werden. Supernova war bereits 2018 an einer Übernahme interessiert, damals bekam Benko den Zuschlag. Die kolportierten rund 500 Millionen Euro als Kaufsumme sollen laut Insidern so nicht stimmen, "die Summe lag deutlich darunter", heißt es zur Kleinen Zeitung. Über die exakte Höhe des Übernahmepreises sei mit dem Verkäufer aber Vertraulichkeit vereinbart worden.
Käufer im Interview
Mit sofortiger Wirkung werden aber nicht nur die Immobilien an Supernova verkauft, sondern auch das operative Geschäft. "Käufer ist ein erfahrenes Managementteam um Hermann Wieser, das mit sofortiger Wirkung die Geschäftsführung des Unternehmens übernimmt", wird in einer Aussendung mitgeteilt. Das Managementteam verfüge "über langjährige Erfahrung im Bereich des Möbelhandels, war unter anderem bereits in der Geschäftsführung von Kika/Leiner tätig und kennt daher das Unternehmen sehr gut".
"Tiefgreifende Restrukturierungen notwendig"
Wie geht's nun weiter? "Das Ziel ist es, das österreichische Traditionsunternehmen weiterzuführen und nachhaltig in eine stabile und erfolgreiche Zukunft zu führen", wird betont. Kika/Leiner befinde sich "angesichts der schwierigen Marktbedingungen der letzten Jahre in einer herausfordernden Lage, die umfangreiche und tiefgreifende Restrukturierungen notwendig machen, mit denen unmittelbar begonnen wird". Das Maßnahmenpaket werde "nach eingehender Prüfung durch die neuen Eigentümer möglichst umgehend, spätestens aber bis Ende Juni 2023, feststehen". Details werden noch nicht genannt. Es soll aber in den nächsten Tagen "Gespräche mit der bisherigen Führung des Unternehmens, dem Betriebsrat, den Lieferantinnen und Lieferanten des Unternehmens geführt werden", um neben den der Übernahme zugrundeliegenden Unterlagen umfassende Informationen über die Situation des Unternehmens in allen Geschäftsbereichen zu bekommen.
Was betont wird: "Alle Kundenaufträge werden weiter in der gewohnt hohen Qualität umgesetzt. In der herausfordernden, noch umzusetzenden Restrukturierungsphase wird insbesondere ein hohes Augenmerk auf die Verbesserung der Kundenzufriedenheit gelegt werden."
Signa: "War keine leichte Entscheidung"
Seitens Signa wird betont, dass man nun nach fünf Jahren "die strategische Entscheidung gefällt" habe, "sich vom österreichischen Möbelmarkt zurückzuziehen und sowohl das operative Geschäft als auch die dazugehörigen Immobilien zu verkaufen". Signa habe Kika/Leiner 2018 von der Steinhoff-Gruppe übernommen und "damit eine Insolvenz und den Verlust tausender Arbeitsplätze verhindert", heißt es in einer Aussendung. Man habe das Unternehmen "stabil durch die Corona-Pandemie und die aktuelle Konsumkrise geführt". Zehn Einrichtungshäuser seien nach umfangreicher Sanierung und richtungsweisendem Umbau neu eröffnet worden. "Parallel dazu wurden einige nicht strategische Immobilien in Österreich erfolgreich verkauft."
„Die Trennung von Kika/Leiner war keine leichte Entscheidung. Das Management-Team um CEO Reinhold Gütebier hat sich mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unter schwierigsten Markt- und Krisenbedingungen in den letzten Jahren mit hohem Engagement für das Unternehmen eingesetzt und gegen die Verwerfungen des Möbelmarktes gekämpft", wird Christoph Stadlhuber, CEO SIGNA Holding, zitiert. "Aus Gruppensicht war die Übernahme von Kika/Leiner trotz schwierigen Marktumfeldes ein sehr gutes Investment“.
Ein gutes Geschäft für Benko?
Der Betriebsrat der Möbelkette hat den Verkauf laut Gewerkschaft GPA über die Medien erfahren. Dies sei "befremdlich", hieß es zur APA. Um eine Insolvenz von Kika/Leiner zu vermeiden, verkaufte der südafrikanische Steinhoff-Konzern die österreichische Möbelkette im Juni 2018 um 430 Millionen Euro an die Signa Gruppe. Im Rahmen des damaligen Sanierungskurses von Kika/Leiner wurde die Filialzahl in Österreich reduziert und das Osteuropageschäft, laut "Presse" (online) um "knapp 200 Mio. Euro", sowie einige nicht strategische Immobilien in Österreich um "weitere knapp 200 Millionen Euro" verkauft. Kika und Leiner erhielten von Signa einen "zweistelligen Euro-Millionenbetrag" für die Modernisierung der Filialen. "Unterm Strich dürfte René Benko nach fünf Jahren an der Kika-Leiner-'Rettung' also um die 300 Millionen Euro verdient haben", schreibt die "Presse" ohne Angaben von Quellen. Das Immobilien-"Filetstück" von Kika/Leiner in der Wiener Mariahilfer Straße kaufte Signa bereits Ende 2017 um 60 Millionen Euro und errichtet dort derzeit das Luxus-Kaufhaus "Lamarr".
Einen Gewinn hat das Möbelgeschäft aber für Signa nicht abgeworfen. Im Geschäftsjahr 2020/21 beliefen sich die Verluste der Kika Möbel-Handelsgesellschaft und der Rudolf Leiner Gesellschaft auf 12,9 Millionen Euro bzw. 9,9 Millionen Euro, geht aus dem Firmenbuch (Wirtschafts-Compass) hervor. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor. Über die Jahre kumulierte sich bis Ende September 2021 ein Bilanzverlust bei Kika und Leiner von 106 Millionen Euro bzw. 83,7 Millionen Euro. Mitte 2022 wurden beide Gesellschaften miteinander verschmolzen und firmieren seitdem unter Leiner & kika Möbelhandels GmbH.
Supernova: Viel Erfahrung mit Handelsstandorten
Supernova hat nach eigenen Angaben seit der Gründung 1994 – durch Frank Albert – mehr als 145 Projekte realisiert. 2017 wurde die Bekanntheit massiv gesteigert, als Albert und sein Team 60 ehemalige Baumax-Geschäfte in Österreich, der Slowakei, Tschechien und Slowenien übernommen, revitalisiert und zu einem Großteil an Obi weitervermietet haben. Unter der Marke "Supernova" werden in Slowenien, Kroatien und Rumänien Shoppingcenter, Shoppingparks und Fachmarktzentren geführt. Der Wert des hauseigenen Portfolios (Asset Value) wird mit 1,85 Milliarden Euro angegeben.