"Wir werden das sogenannte Saisonkontingent um weitere 1000 Plätze aufstocken", kündigte Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) am Freitag in einer Pressekonferenz an. 898 Stellen davon seien für den Tourismus vorgesehen, 102 für die Landwirtschaft.
Großteil für den Tourismus
Insgesamt gibt es in Österreich dann Platz für knapp 7450 Saisonniers – 4287 im Tourismus, 3160 in der Landwirtschaft. Im Tourismuskontingent zeichneten sich derzeit deutlich größere Engpässe ab, daher werde der Großteil der Plätze dem Tourismus zufließen.
Es sei trotz dieser Maßnahme immer noch schwierig, ausreichend Arbeitskräfte zu finden. Die weitere Aufstockung "soll helfen, den Betrieb bei der Personalknappheit zu entlasten", so der Minister. Die Saisonkontingente seien in den vergangenen Jahren aufgrund des Arbeitskräftemangels kontinuierlich erhöht worden – zuletzt waren im Sommer 2022 zusätzlich 1000 Plätze hinzugekommen.
Lage bleibt angespannt
Die Lage ist aber nach wie vor angespannt. "Im April 2023 waren fast 12.000 offene Stellen beim AMS im Tourismus ausgeschrieben", umriss Kocher die Lage. Es würden geschätzt aber nur 40 bis 50 Prozent gemeldet. "Das heißt, insgesamt sind 20.000 bis 30.000 Stellen offen im Tourismus."
"Für die Branche ist die Anhebung des Saisonkontingents ganz wichtig – neben der Teuerung stellt der Mitarbeiterbedarf im Moment die größte Herausforderung dar", betonte Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Wirtschaftsminister. In den vergangenen zwölf Monaten habe es bereits drei Anhebungen gegeben. Die Saisonkräfte kommen den Angaben zufolge "vor allem aus Bosnien-Herzegowina und Serbien".
Gute Sommersaison erwartet
"Die Buchungslage aus unseren Hauptherkunftsmärkten ist derzeit ausgezeichnet und auch aus den Fernmärkten ist die Nachfrage sehr gut – wir gehen daher von einer guten Sommersaison aus", berichtete die Staatssekretärin. Mit der Aufstockung der Saisonkontingente könnten die Betriebe "die Saisonspitzen nunmehr besser abdecken und die hohe Servicequalität unseres touristischen Angebots damit besser absichern".
Mit der Reform können Saisonarbeitskräfte seit Anfang 2022 Beschäftigungsbewilligungen außerhalb von Kontingenten und ohne Arbeitsmarktprüfung für die Saison erhalten. Voraussetzung ist, dass die betroffenen Arbeitskräfte während der letzten fünf Kalenderjahre zumindest in drei Jahren für mindestens drei Monate im Rahmen der Kontingentregelung beschäftigt waren.
Erleichterungen für Saisonniers
Es sei wichtig, in diesem Bereich Maßnahmen zu setzen, bekräftigte Kocher. Es seien bereits Erleichterungen vorgenommen und auch die Rot-Weiß-Rot-Karte, die den Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte regelt, im Herbst reformiert worden. Wer hierzulande mindestens zwei Jahre lang als Stammsaisonnier gearbeitet habe, könne eine Rot-Weiß-Rot-Karte beantragen und damit "ganzjährig in Österreich arbeiten", also eine dauerhafte Arbeitsgenehmigung erlangen.
Es habe auch Lockerungen bei der Punktevergabe gegeben, um Mangelberufe wie Köchinnen und Köche leichter ins Land holen zu können. Auch beim erforderlichen Sprachniveau habe es Erleichterungen gegeben. Weiters hätten Ukrainerinnen und Ukrainer inzwischen "vollen Zugang zum Arbeitsmarkt". Das Ausländerbeschäftigungsgesetz wurde entsprechend geändert – aus der Ukraine Vertriebene können nun ohne Beschäftigungsbewilligung am österreichischen Arbeitsmarkt arbeiten. Davon profitiere auch der Tourismus.
Rot-Weiß-Rot-Karte
"Wir sehen insgesamt fast 50 Prozent Zuwachs bei den Bewilligungen seit Oktober", sagte Kocher. Vor der Reform seien 5,6 Prozent der Rot-Weiß-Rot-Karten auf den Tourismus entfallen, mittlerweile sei dieser Anteil auf derzeit zehn Prozent gestiegen. "Also man sieht, dass das genutzt wird", hielt Kocher fest.
Angesichts der Tausenden offenen Stellen mutet die Rot-Weiß-Rot-Karte derzeit noch wie ein Tropfen auf den heißen Stein an. 2022 wurden im Tourismus laut Kraus-Winkler 348 Rot-Weiß-Rot-Karten ausgestellt, nach 101 im Jahr davor. "Zwischen Jänner und April heuer haben wir schon 244 Karten, das heißt, man sieht, dass sich der Tourismus mit der Rot-Weiß-Rot-Karte auseinandersetzt, sie annimmt", so die Staatssekretärin.