"Kann man mit heiserer, leiser Stimme Wahlkampf führen?" Mehrere Medien haben diese Frage dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil gestellt. Würde er den SPÖ-Parteivorsitz übernehmen, wäre er damit wohl der Spitzenkandidat im nächsten Nationalratswahlkampf. Viele Stadtplätze, Bierzelte und Interviews müsste er mit Wahlkampf beschallen. Die einen fragen: Ist seine Stimme nicht ein wenig zu dünn dafür? Dafür gibt's Mikrofone, sagen andere, doch die machen eine dünne Stimme lauter, nicht aber voluminöser. Und darum geht's, um Volumen. Ist nicht, bei Doskozil. Bleibt also die Frage, ob er damit schon von vorneherein chancenlos ist. Kurze Antwort: Ist er nicht!
Den ersten Eindruck macht sich unser Gehirn nämlich nicht anhand der Stimme, sondern anhand der Körpersprache. Wenn der burgenländische Richtung-Wien-Rufer mit seinem Habitus ausreichend Kraft und Volksnähe vermittelt, triggert das die Gefühle von Menschen an. Sprich, er ist für sie wählbar. Die Stimme kommt erst im Nachgang. Sie wird mit dem ersten visuellen Eindruck abgeglichen und verstärkt im Idealfall die Einschätzung. Hier hat Doskozil definitiv einen Nachteil. Der wiegt aber nicht so schwer, als dass er damit nicht als Kandidat geeignet wäre. Das Temperament, das ein Mensch mit seiner Gestik, Mimik und Haltung vermittelt, entscheidet, ob wir jemanden als glaubwürdig, als sympathisch oder arrogant einordnen. Die besondere Stimme von Doskozil ist also nicht völlig bedeutungslos. Aber sie wird auf seinen Erfolg einen überschaubaren Einfluss haben. Das Problem liegt woanders. Die Stimme fällt auf, nicht nur der Presse, sondern auch der Bevölkerung. Je mehr dieses Thema also herumgeistert, desto größer wird das Thema in den Köpfen der Menschen. Gerüchte werden aufkommen, und die können zu einem echten Nachteil werden.
Der einzige Weg diesen "elephant in the room" loszuwerden: ihn direkt anzusprechen. Hans Peter Doskozil wäre also gut beraten, auf derlei nicht pikiert, sondern offen und direkt zu antworten. Am besten mit Humor!
Stefan Verra ist Körpersprache-Experte.
Stefan Verra