Die Arbeiterkammer (AK) hat das Verhalten heimischer Banken den Privatkunden gegenüber unter die Lupe genommen. Dabei traten auch einige gravierende Mängel zutage. Besonders augenfällig ist, dass die Banken die mittlerweile kräftig gestiegenen Sparzinsen nicht an die Sparer weitergeben. Mit den Kreditzinsen hingegen sind sie rasch nach oben gefahren. Für die Qualität der Beratungen vor Ort gab es aber auch Lob.
Das "Mystery Shoppen", das die AK bei 19 Banken vor Ort zu Sparbüchern und Beratungsqualität durchgeführt hat, habe "insgesamt zufriedenstellende" Ergebnisse gebracht. Doch auf den Websites der Finanzinstitute brauche es "besseres Service und ein besseres Angebot an Sparprodukten", zumal die Zahl der Filialen ebenso wie die Öffnungszeiten und somit die persönliche Kundenbetreuung in den vergangenen Jahren drastisch zurückgefahren wurden.
Gefälschte Banken-Websites
Gleichzeitig wird die Online-Banking-Kriminalität mit gefälschten Banken-Websites zusehends professioneller. "Früher gab es den Bankomat-Missbrauch wöchentlich, jetzt gibt es Phishing-Wellen", berichtete AK-Finanzexperte Christian Prantner am Dienstag in einer Pressekonferenz unter Verweis auf das Beispiel BAWAG P.S.K. Ende Jänner. Bei Online-Banking-Betrug lehnten die Banken eigentlich die Haftung ab, mit dem Hinweis auf "grobe Fahrlässigkeit" seitens des Kunden. Der Kunde sei selbst schuld. "Dieses Problem soll auf europäischer Ebene adressiert werden, möglicherweise in der Zahlungsdienstleisterichtline 3 (PSD3, Payment Services Directive 3, Anm.)", so Prantner.
Sparbücher werden – trotz mittlerweile wieder höherer Zinsen – zu einem Gutteil eher stiefmütterlich behandelt. "Es ist kompliziert geworden, wenn Konsumentinnen und Konsumenten ein Sparbuch eröffnen wollen", hielt die Leiterin der Abteilung Konsument:innenpolitik der AK Wien, Gabriele Zgubic, fest. Es gebe eine ganze Reihe von Bedingungen.
"Mickrige Sparzinsen"
Bei sechs der 19 untersuchten Institute steht ein Sparkonto nur Bestandskundinnen und -kunden zur Verfügung. Neukundinnen und -kunden haben das Nachsehen. Das trifft den Angaben zufolge auf bank99, Erste Bank, Oberbank, Raiffeisenlandesbank NÖ, UniCredit Bank Austria und Volksbank Wien zu. In vielen Fällen sei man gezwungen, ein Girokonto zu eröffnen, um ein Sparkonto eröffnen zu können. Auch passiere es immer wieder, dass kein Sparbuch, sondern nur ein Sparkonto eröffnet werden kann.
Auf heftige Kritik stoßen auch die nach wie vor "mickrigen Sparzinsen". "Wir fordern von den Banken 'rauf mit den Zinsen, weg von den Minizinsen'", verdeutlichte Prantner.
Sicherheit vor Ertrag
Das Sparbuch sei auch kein Auslaufmodell, betont die AK. Diese Anlageform "ist und bleibt die Basis für sicheres Ansparen". Diese sichere und beliebte Möglichkeit, Geld zur Seite zu legen, solle nicht weiter eingeschränkt werden, fordern die Konsumentenschützer. Sicherheit gehe den Sparerinnen und Sparern vor Ertrag.
Auch die Beibehaltung einer analogen Mindestinfrastruktur ist laut AK ein wichtiger Punkt. Insbesondere ältere Bankkundinnen und -kunden bräuchten persönliche Betreuung. "Die voll digitalisierte Bank ist nicht im Interesse aller", so die AK. Es müsse auch künftig eine gleichwertige Wahlfreiheit zwischen analogen und digitalen Mitteln bestehen, um Bankgeschäfte sicher und kostengünstig zu erledigen.
Banken nicht erreichbar
Bei Bestandskonten gibt es ebenfalls Probleme. "Die größten Beschwerden gibt es, wenn Banken Girokonten aufkündigen – im Zuge von Aktionen, bei denen eine ganze Produktgruppe eingestellt werden soll. Am häufigsten kommt jedoch vor, dass Banken nicht erreichbar sind – entweder telefonisch oder per E-Mail", so die AK-Juristin.
Ziemlich schlecht schnitten die Banken betreffend Informationen über die mögliche Entwicklung von Kreditzinsen ab. "Die scharf ansteigenden Kreditzinsen bringen viele Kreditnehmerinnen und -nehmer in Schwierigkeiten", berichtet die AK aus der Beratungspraxis. Das gehe auch darauf zurück, dass Banken speziell bei Hypothekarkrediten ihren Kundinnen und Kunden "sehr niedrige, attraktive variable Zinsen vorgerechnet haben – aber nicht auf mögliche Zinsanstiege hingewiesen haben", lautet der Vorwurf.
AK will bessere Infos
Die Konsumentenschützer fordern, dass künftig verschiedene Zinsszenarien, also die Entwicklung der Rückzahlungsrate im besten und im schlechtesten Fall, präsentiert werden. Die AK will bessere Infos über Zinsen und Spesen auf Websites, vor allem bei Konsum- und Wohnkrediten.