Adidas wirft noch in diesem Monat einen Teil der "Yeezy"-Schuhe aus der beendeten Kooperation mit dem Rapper Kanye West auf den Markt. "Einige Yeezy-Produkte" würden Ende Mai über die Adidas-App und online verfügbar sein, teilte der weltweit zweitgrößte Sportartikelkonzern am Freitagabend mit. Aus dem Erlös werde Adidas "einen signifikanten Betrag spenden", wie Vorstandschef Bjørn Gulden auf der Hauptversammlung vor acht Tagen angekündigt hatte.
"Bei uns steht nicht im Fokus, damit einen hohen Gewinn zu erzielen", sagte eine Adidas-Sprecherin. Weitere Schuhe, die teils seit Monaten auf Halde lagen, könnten später ebenfalls verkauft werden: "Ob und wann Adidas weitere Produkte aus dem Lagerbestand auf den Markt bringt, prüft das Unternehmen derzeit."
Millionen Paar Schuhe weltweit verstreut auf Lager
Adidas hatte die langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit mit West im Oktober aufgekündigt, nachdem dieser mehrfach ausfällig geworden war. Antisemitische Äußerungen brachten damals das Fass zum Überlaufen. Seither lagen Millionen Paar Schuhe, die bereits produziert worden waren, weltweit verstreut auf Lager. Adidas habe auch die Aufträge für die "Yeezy"-Kollektion 2023 an die Lieferanten nicht gestoppt, um diese nicht zu schädigen, hieß es in der Mitteilung.
Mit dem Verkauf will sich Adidas aus einem Dilemma befreien: Millionen Paar Schuhe wegzuwerfen, sei keine Alternative, sagte Gulden. Wären sie verschenkt worden, wäre ein Großteil auf dem Schwarzmarkt gelandet, wo die modischen Sneaker schon jetzt zu hohen Preisen gehandelt werden. "Verkaufen und Spenden war bei allen Organisationen und Stakeholdern, mit denen wir gesprochen haben, die bevorzugte Option", sagte Gulden. "Wir glauben, dass dies die beste Lösung ist, da sie die entworfenen Designs und produzierten Schuhe wertschätzt, für unsere Mitarbeiter*innen funktioniert, ein Lagerbestandsproblem löst und einen positiven Einfluss auf unsere Communities haben wird."
"Negative Situation in positives Ergebnis verwandelt"
Die Spenden sollen an Organisationen gehen, die sich gegen Antisemitismus und Diskriminierung einsetzen. Darunter sind die amerikanische Anti-Defamation League (ADL), die gegen Antisemitismus kämpft, und das Philonise & Keeta Floyd Institute for Social Change, das auf den Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt in Minneapolis vor drei Jahren zurückgeht. Adidas habe damit "eine negative Situation in ein sehr positives Ergebnis verwandelt", erklärte ADL-Chef Jonathan Greenblatt.
Die finanziellen Auswirkungen der Vermarktungssaktion sind noch unklar. Der Konzern hatte erklärt, durch den Verkaufsstopp fehlten ihm 1,2 Milliarden Euro Umsatz und 500 Millionen Euro operativer Gewinn. Kanye West, der sich inzwischen "Ye" nennt, hat bei einem Verkauf Anspruch auf Provisionen. Gleichzeitig hat Adidas ihn auf Schadenersatz verklagt. Die Entscheidung zum Verakuf der Restbestände sei nicht mit Ye abgesprochen worden, sagte die Sprecherin.