Es ist ein Milliardenmarkt: Laut Branchenschätzungen werden heuer – allein in Europa – gut 8,7 Milliarden Euro mit Windeln umgesetzt, 2027 sollen es bereits mehr als zehn Milliarden Euro sein. Weltweit liegen die Umsätze bei fast 52 Milliarden Euro, das durchschnittliche jährliche Wachstum wird für die nächsten fünf Jahre bei rund sechs Prozent gesehen. Nicht nur im Baby- und Kleinkindsegment legen die Erlöse zu, die demografische Entwicklung lässt auch die Absätze von Erwachsenenwindeln kräftig steigen.
Dem wird auch in der Produktion Rechnung getragen. Dabei geht es freilich nicht nur um die Quantität, sondern auch um Qualität – denn die Anforderungen, insbesondere hinsichtlich der verarbeiteten Materialien, wachsen mindestens ebenso rasant. Eine wichtige Adresse für die entsprechenden Produktionsmaschinen und Fertigungslinien ist der Technologiekonzern Andritz AG mit Stammsitz in Graz – das zeigen gleich zwei aktuelle Aufträge aus den vergangenen Tagen. Für das neue Werk des auf Babypflege-, Damenhygiene- und Haushaltsprodukte spezialisierten französischen Unternehmens Naturopera wird eine bemerkenswerte Verarbeitungslinie geliefert. Am Standort Bully-les-Mines will Naturopera seine Bestrebungen, zu einem führenden Hersteller einer neuen Generation von nachhaltigen Windeln zu werden, auch technologisch untermauern. Während marktübliche Windeln meist zu 70 Prozent aus erdölbasierten Kunststoffen bestehen, arbeite Naturopera darauf hin, "Windeln aus bis zu 90 Prozent biobasierten Rohstoffen herzustellen", wird betont. In "enger Zusammenarbeit mit Andritz" sei ein Konzept entwickelt worden, das es nun ermöglicht, Vliesstoffe einzusetzen, die größtenteils aus Naturfasern bestehen.
800 Stück pro Minute
Die Hightech-Anlagen von Andritz bieten dabei die Möglichkeit, die Verarbeitungsmaschine "mit wenigen Einstellungen auf die Produktion biobasierter Windeln umzustellen". Auch unterschiedliche Größen können über die Anlage gefertigt werden. In die Kategorie beeindruckend fällt auch die Produktionsgeschwindigkeit, die mit 800 Stück pro Minute angegeben wird.
Weiterer Auftrag in der Türkei an Land gezogen
Erst Ende April wurde wiederum ein Auftrag von "Predo Health Products" in der Türkei an Land gezogen. Konkret werden zwei Hochgeschwindigkeits-Verarbeitungslinien in das Werk in Gaziantep geliefert. Das Unternehmen betreibt bereits heute vier Andritz-Linien für die Produktion von Babywindeln. Mit dieser Investition steige Predo nun auch "in den wachsenden Markt für Inkontinenz- und Damenhygieneartikel ein".
Andritz hat sein Fertigungsportfolio im Bereich solcher Spezialmaschinen erst 2018 noch einmal gestärkt. Damals wurden 70 Prozent der Anteile am italienischen Hersteller Diatec mit Sitz in Collecorvino (Region Pescara) übernommen. Die heutige Andritz Diatec entwickelt und fertigt ein breites Spektrum an Spezialmaschinen und technologischen Lösungen für die Produktion von Babywindeln und anderen saugfähigen Hygieneprodukten. Andritz hat damit sein bestehendes Angebot im Bereich "Nonwoven" erweitert und deckt so die komplette Liefer- und Wertschöpfungskette – vom Rohmaterial über Vliesbildung und Veredelung bis hin zur Weiterverarbeitung – ab.