Der kleinste Verkehrsflughafen Österreichs produzierte in den vergangenen Jahren mehr Schlagzeilen als alle fünf anderen zusammen. Das liegt keineswegs an der Bedeutung des Mini-Flughafens mit dem Kürzel "KLU", sondern am gescheiterten Privatisierungsversuch.
Der Kärntner Airport, dessen Anfänge in die 1910er-Jahre zurückreichen, war stets Stiefkind der Politik. Erst als seine Sperre im Raum stand, entschloss sie sich 2016 zur Pistensanierung. Bis heute verströmt das Terminal den Charme der Achtziger. Jährliche Abgänge von einer Million Euro waren den Eigentümern, Land Kärnten und Stadt Klagenfurt schon zu viel, der ewig finanzklamme Airport lästig.
Die Marketingkassa war geleert
Selbst zwischenzeitige Höhenflüge mit mehr als einer halben Million Fluggästen 2005 waren Zuwendungen an Billigairlines zu verdanken – Kärnten lockte Ryanair und TUIfly mit 13 Millionen Euro. Geld, das pikanterweise bis heute auf einem Treuhandkonto liegt, weil die EU-Kommission einen Verstoß gegen das EU-Beihilfenrecht ortet. Die Entscheidung des EuGH steht bis dato aus. Im Zuge des Hypo-Debakels leerte sich vor zehn Jahren aber auch diese Marketingkassa.
Wieder mehrheitlich verstaatlicht
Letztlich nutzte alles nichts: 2022 wurden nur 82.562 Passagiere in Klagenfurt abgefertigt. Der Sinkflug setzte nicht erst mit der Privatisierung 2018 ein, er verschärfte sich jedoch, auch wegen der Pandemie. Dass Klagenfurt 2022 zum dritten Mal in Folge die Minimalmarke von jährlich 100.000 Passagieren verfehlte, hatte für den bisherigen Mehrheitseigentümer, den Immobilieninvestor Franz Peter Orasch, weitreichende Folgen. Denn eine Vertragsklausel ermöglicht Stadt und Land den Rückkauf. Der Ziehung dieser Call-Option kam nun eine Kapitalerhöhung durch die öffentliche Hand wegen drohender Insolvenzgefahr zuvor. Seit Kurzem ist der Flughafen wieder mehrheitlich – zu 58,2 Prozent – verstaatlicht.
"Wir waren gut beraten"
Rückblende ins Jahr der Privatisierung 2018: Der ursprüngliche Plan der SPÖ-geführten Landesregierung, den Flughafen für zehn Millionen Euro Bautycoon Hans Peter Haselsteiner und einem Konsortium von Kärntner Unternehmern anzuvertrauen, scheiterte. Es folgte eine Ausschreibung. Aber kein etablierter Flughafenbetreiber griff zu. Haselsteiners Strabag sprang ab. Man habe damals für eine Beteiligung "Bedingungen an das Land gestellt und wurden daher mit Fug und Recht ausgeschlossen", erinnert sich der Multiunternehmer. "Wir waren, wie man sieht, gut beraten, das zu tun." Haselsteiner ging nach Bozen, beteiligte sich am dortigen Airport, der für einen Flughafenbetrieb wesentlich günstigere Voraussetzungen und heute sogar eine eigene Airline hat.
Als einziger Bieter für 74,9 Prozent der Anteile verblieb Oraschs "Lilihill Capital Group". LH Peter Kaiser (SP) sparte nicht mit sprachlicher Kreativität: Er lobte die "Private-Public-Patriot-Partnership" und verglich die Lilihill-Pläne mit der Milliardeninvestition von Infineon in Villach.
Ikonische Lilihill-Gebäude
Der medienscheue Unternehmer Orasch, der unter anderem im Imperium René Benkos lernte, kaufte schon seit Jahren Klagenfurter Immobilien auf. Der Chef der Lilihill-Gruppe – Orasch ist dem Lilienberg bei Völkermarkt eng verbunden – erwarb etwa ikonische Gebäude wie das Hotel Moser-Verdino und das "Salzamt" nahe dem Lindwurm.
Das Flughafen-Business war ihm gänzlich neu. Nicht aber das Katz- und-Maus-Spiel mit Politik und Öffentlichkeit. Um den Beteiligungsvertrag und ein Strategiepapier wurde ein Staatsgeheimnis gemacht. Offenbar sollte niemand erfahren, was er vorhatte. Dafür weiß man fünf Jahre später, was damit erreicht wurde: nichts.
Aviation-City-Pläne Makulatur
Gleich zwei großspurige Pläne für eine "Aviation City" blieben Makulatur. Hotel, Messegelände, Shopping- und Kongresszentrum, neues Terminalgebäude und vieles mehr sollten in Klagenfurt-Annabichl entstehen, posaunte Lilihill 2019; eine Milliarde Euro werde man für den "modernsten Regionalairport Europas" in Betongold verwandeln. Zwei Jahre später: Neues Konzept, diesmal 450 Millionen Euro. Es blieb einmal mehr bei atemberaubenden Bildern und Dauer-Zoff mit den Co-Gesellschaftern Land und Stadt.
Mehrheitliche Privatisierung ist Geschichte
Einen provisorisch mit Liliair-Schriftzug beklebten Jet als Rahmen für eine vollmundige Präsentation ließ Orasch am 20. Dezember 2022 einfliegen – diese "Airline" war der letzte Versuch, den Griff der öffentlichen Hand nach dem Airport noch zu stoppen. Doch auch Liliair endet vorläufig als Luftschloss: Die Orasch-kritische und wohl damit bei den Wahlen erfolgreiche ÖVP setzte sich gegen die SPÖ durch, die mehrheitliche Privatisierung ist Geschichte.