Hochautomatisiertes Fahren – vulgo autonomes Fahren – ist eines der spannendsten Mobilitätsprojekte dieser Tage. Das steirische Forschungszentrum Virtual Vehicle arbeitet mit TU Graz und Unternehmen wie Asfinag, Magna, AVL und Infineon an revolutionären Ideen auf diesem Gebiet.

Kernfrage: Wie können automatisierte Fahrzeuge ganzheitlich so gestaltet werden, dass sie Mobilitätsbedürfnisse besser unterstützen? Das EU-Forschungsprojekt Hadrian zeigt mit einer Vielzahl von Lösungen, wie fließende (fluide) Interaktion zwischen Fahrern, automatisierten Fahrzeugen und Infrastruktur mithilfe eines nutzerzentrierten Ansatzes der Fahrerunterstützung dient – und nicht der Fahrerbevormundung.

Mehr Vertrauen

So soll das Vertrauen in diese Systeme erhöht und deren Markteinführung beschleunigt werden.

Denn selbst wenn autonome Fahrzeuge im Jahr 2050 einen deutlich gestiegenen Marktanteil haben werden: Die Akzeptanz der Nutzer für automatisiert fahrende Fahrzeuge entwickelt sich deutlich langsamer als erwartet.

Jost Bernasch, Geschäftsführer des Virtual Vehicle, sagt: "Das menschliche Verhalten verstehen und die Technologie bestmöglich an den Menschen anpassen – das ist die Grundvoraussetzung, um Akzeptanz für neue technologische Lösungen zu schaffen. Wesentliche Säulen sind die enge Integration von Fahrzeug und Straßeninfrastruktur und 'fluide Interaktionen' zwischen Fahrer und Fahrzeug."

Gegen die Infoflut

Bei diesen fließenden Interaktionen findet nicht nur ein laufender Abgleich wesentlicher Informationen zwischen Fahrzeug, Fahrer und Umgebung statt, sondern das Fahrzeug passt sich dem Fahrer individuell an und bietet Informationen und Hilfe exakt dann an, wenn dies die Fahrsituation und den Fahrzustand verbessert und sicherer macht. Der Fahrer wird also nicht permanent mit allen möglichen Informationen konfrontiert und überflutet, sondern nur mit den entscheidenden.

Und das macht den Unterschied aus zwischen Fahrernutzen und Fahrerbevormundung.

Mensch-Maschine-Schnittstelle

Peter Mörtl, Key Researcher für Human Systems Integration (Virtual Vehicle), sagt: "In den letzten dreieinhalb Jahren haben die 16 Partner des EU-Projekts Hadrian Lösungen zur Erweiterung des Anwendungsbereichs automatisierter Fahrzeuge untersucht. Mit über 800 Teilnehmern wurde geforscht und die erarbeiteten Lösungen wurden auf Teststrecken und offenen Straßen demonstriert. Die Forschungsergebnisse zeigen, wie durch eine gemeinsame Betrachtung von Mensch, Fahrzeug und Infrastruktur nutzbareres und sicheres automatisiertes Fahren erreicht werden kann."

In weiterer Folge soll eine kooperative Mensch-Maschine-Schnittstelle entstehen, die Daten des Fahrers und anderer Verkehrsteilnehmer sammelt und synchronisiert, um Situationen richtig zu analysieren und allen Beteiligten sichere gemeinsame Aktionen in der Mensch-Maschinen-Kommunikation zu empfehlen.